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«Liechtenstein. Gezeichnet vor dem
Jahr 1835. Aus dem Pfarrarchiv
Triesen» (Ausschnitt). Nördlich des
Dorfkerns von Balzers ist mit zwei
Wasserrädern der Standort der
Mühlen markiert.
Baptist Büchel schreibt darüber: «In
Palazoles (Balzers) besass nun der
König einen Hof (...); zum Hofe gehör
ten auch vier kleinere Höfe, 3 Alpen, 2
Mühlen, 1 guter Wald und zwei Kir
chen mit dem zeheten des ganzen
Hofes (...)• Meilis (Mäls) hat auch eine
Mühle.» 0
Über diese die Mühle betreffende spe
zifische Information hinaus liefert
das Dokument eine Anzahl von weite
ren Angaben. So ist beispielsweise
festgehalten, dass der erwähnte Hof
100 Juchart Land hatte, die Wiesen
jährlich 100 Fuder Heu und die Wein
berge 10 Fuder Wein lieferten.
Über Jahrhunderte fand die Balzner
Mühle, soweit dies heute bekannt ist,
keine Erwähnung mehr in schriftli
chen Dokumenten. Auch in dem von
Herzog Sigmund ausgestellten Lehens
brief an Welti Wolfinger über die
gutenbergischen Lehen im Jahre 1474
fehlt ein Hinweis auf die Mühle.
Die nächste Erwähnung der Balzner
Mühle datiert schon aus dem Mittelal
ter. Wir verdanken sie dem im Jahre
1507 erstellten «Brandisischen Ur
bar», welches Auskunft über die herr
schaftlichen Einkünfte aus den einzel
nen Dörfern gab und Grundlage für
die Übernahme der Herrschaft Vaduz
durch die Grafen von Sulz (1507 bis
1605) von den Freiherren von Brandis
(1416/1507) war. In diesem Verzeich
nis heisst es: «Stephan rätschli gibt
von der mühli zu balzers mit stampf,
plüewl und brunnen nach sag sins
lehensbrief jährlich bei zwei fiertel
schmalz, zwen wer käs und zehn
hüner». 2) Sowohl der «Stampf», eine
Vorrichtung zum Enthülsen von Ger
ste, als auch der «Plüewl», die damali
ge Bezeichnung für die Färberei, wa
ren oft im Zusammenhang mit Müh
len anzutreffen, nachdem beide Ge
werbe mit der Nutzung der Wasser
kraft bzw. hohem Wasserverbrauch
verbunden waren.
Kartographisch erfasst ist die Balzner
Mühle auch auf der Kolleffel-Karte
aus dem Jahre 1756.
Erste Beschreibung
Am 6. Dezember 1772 wurde die Müh
le «samt Stampf, Sägen, Kraut- und
Baumgarten, auch Mühlenwerkzeug
mit allem Recht und Gerechtigkeit» 0
von Josef Brunhart an Georg Brun
hart verkauft. «Stampf» (später Rei
be) ist hier als Bezeichnung für eine
Vorrichtung für die Zurichtung von
Hanf und Flachs gebraucht. Im Jahre
1809 ist die Mühle unter zwei Haus
nummern aufgeführt. Unter der
Hausnummer 7 ist ein halbes Haus
samt Stall und halbem Mahlwerk ver
zeichnet, und als Besitzer wird Franz