Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

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Die Balzner Mühle 
Patrick Brunhart 
Wer sich in früherer Zeit, von Triesen 
herkommend, Balzers näherte, kam, 
bevor er die zusammenhängende Ge 
bäudegruppe des Dorfes erreichte, an 
der Balzner Mühle vorbei. Die Lage 
etwas ausserhalb des Dorfes ergab 
sich aus topographischen Gründen. 
Hier boten sich offensichtlich die be 
sten Möglichkeiten zur Nutzung der 
Wasserkräfte der sich vereinigenden 
Balzner Bäche. Beeindruckt wird der 
Wanderer gewesen sein ob der Grösse 
und der Stattlichkeit der Gebäulich 
keiten, die nicht nur eine Mühle, son 
dern auch einen für damalige Verhält 
nisse grossen Landwirtschaftsbetrieb 
beherbergten. 
Früher gab es in den meisten Dörfern 
eine Mühle, auch wenn sie nicht im 
mer in ihrer Gesamtanlage die bauli 
che Dominanz der Balzner Mühle auf 
wiesen. Über lange Zeit kam im Rah 
men der bäuerlichen Selbstversor 
gung der Mühle eine besondere Be 
deutung zu, da der Mahlvorgang seit 
jeher besondere Vorrichtungen erfor 
derte, welche im Unterschied zum 
Backen des Brotes und zum Schlach 
ten der Haustiere nicht in jedem Haus 
bereitgestellt werden konnten. Die 
Bedeutung der Mühlen ist auch daran 
abzulesen, dass das Müllergewerbe 
bis in die Mitte des letzten Jahrhun 
derts in der Verfügungsgewalt der 
Landesherren stand. 
So fanden Mühlen in früheren Zeiten 
oft Erwähnung in Beschreibungen 
und waren oft Gegenstand von Kauf 
und Pachtverträgen. Vertraglich zu 
regeln waren gegen Abgabe von ent 
sprechenden Entschädigungen auch 
die Rechte zur Nutzung der Wasser 
kraft. 
Ohne Zweifel hatte auch die Bevölke 
rung eine besondere Beziehung zur 
Mühle, nicht etwa im romantisieren 
den Sinn von der «Mühle am rau 
schenden Bach», sondern aus dem 
Wissen, dass über das Mahlen des 
Getreides und die Gewinnung von 
Mehl Brot und Mehlspeisen (Hafaläb) 
hergestellt werden konnten. 
Die Balzner Mühle, die nach einer 
umfassenden Renovation vor einem 
Jahr wieder in Betrieb genommen 
und zu neuem Leben erweckt wurde, 
kann auf eine bewegte und interessan 
te Geschichte zurückblicken. Anläss 
lich der Wiederinbetriebnahme ist in 
verschiedenen Berichten auf diese 
Geschichte hingewiesen worden. In 
dieser Ausgabe der «Balzner Neu 
jahrsblätter» möchten wir den heute 
vorhandenen Wissensstand über die 
Geschichte der Mühle und der Gebäu 
lichkeiten darstellen, nicht ohne dar 
auf hinzuweisen, dass diese Darstel 
lung fragmentarisch bleiben muss, 
weil die historischen Belege über die 
Jahrhunderte nicht lückenlos vorhan 
den sind und die Geschichte der 
Balzner Mühle einer weiteren Erfor 
schung harrt. 
Karte zur Neuregulierung des 
Wasserstandes des Mühlehaches, von 
Ingenieur Kümmerle, 1857 
Erste Erwähnung 
Wie oben erwähnt, war der Standort 
einer Mühle von den topographischen 
Gegebenheiten bestimmt, wo die best 
mögliche Ausnützung von natürlich 
vorhandenen Wasserkräften möglich 
war. Deshalb ist davon auszugehen, 
dass schon vor der ersten urkundli 
chen Erwähnung der Balzner Mühle 
ein Mühlebetrieb an dieser Stelle 
stand. 
Die erste schriftliche Nennung der 
Balzner Mühle datiert aus dem 
churrätischen Reichsguturbar, wel 
ches im Jahre 842 im Vorfeld der 
Reichsteilung durch den Vertrag von 
Verdun 843 angelegt wurde. Johann
	        

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