Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

30 
ten Mundartwort Tros ist der Name 
Troshäldele [trooshääldele] gebildet. 
Tros geht zurück auf vorrömisch 
drausa und bezeichnet die «Alpenerle» 
(Ainus viridis). Noch heute ist das 
Wort im Rätoromanischen sowie in 
den deutschen Mundarten unserer 
Region bekannt; allerdings nur noch 
bei der älteren Bevölkerung. Das 
Troshäldele ist somit die «kleine Hal 
de, die mit Alpenerlen bewachsen ist». 
Neuweid, Älplehäldele, Underälple und 
Oberälple 
Den Blick über die Gapfahler Weiden 
schliessen im Süden der Alp die so 
wohl alpwirtschaftlich als auch na- 
menkundlich wenig ergiebigen Gebie 
te Neuweid, Älplehäldele, Underälple 
und Oberälple ab. Bei Neuweid [neu- 
wääd] dürfte es sich wohl um eine 
«neue Weide» im Sinne von «neu ge 
wonnene Weide» handeln. Vermutlich 
wurde hier einst durch Wegräumen 
von Steinen und Geröll zusätzliches 
Weideland urbarisiert. Überaus stei 
nig und schlecht zugänglich präsen 
tieren sich auch das Underälple und 
das Oberälple. Beide Gebiete dienten 
vorwiegend als Schafweiden, weshalb 
sie oft auch Schafälple bzw. Ober 
Schafälple und Under Schafälple ge 
nannt werden. An ihrem Fuss liegt das 
Älplehäldele, dessen Name Bezug auf 
die Schafweiden nimmt und im Sinne 
von «kleine Halde beim Schafälple» 
bzw. «kleine Halde bei Underälple und 
Oberälple» zu verstehen ist. 
Die Bergnamen 
Rappastein 
Damit wäre die namenkundliche Wan 
derung auf Gapfahl fast abgeschlos 
sen. Es fehlen allerdings noch die Be 
zeichnungen der Berggipfel, welche 
das Alpgebiet im Norden, Westen und 
Süden begrenzen. Am bekanntesten 
ist sicher der Rappastein [rappastää]. 
Sein Name kann etwa mit «Felsen, auf 
dem die Raben sitzen» erklärt werden. 
Erstmals taucht der Bergname im Jah 
re 1872 auf einer liechtensteinischen 
Landkarte auf. Er ist dort allerdings 
etwas nördlich des heutigen Gipfels 
eingezeichnet, welcher seinerseits im 
Jahre 1823 auf einer Karte als 
Schaafkopf, wohl in Anlehnung an das 
Schafälple, eingetragen ist. Der Rap 
pastein hiess früher also nicht gleich 
wie heute. Nach Aussage eines alten 
Mälsner Hirten war es auch tatsäch 
lich so, dass die Bezeichnung Rap 
pastein nicht am Berggipfel haftete, 
sondern ursprünglich an einem fast 
hausgrossen Felsklotz, auf dem sich 
die Bergdohlen gerne versammelten. 
Von diesem Felsen ist der Name ge 
gen Ende des 19. Jahrhunderts zum 
Gipfel hinaufgewandert, denn 1894 
erscheint er letztmals auf einer Karte 
an seiner alten Stelle und 1912 erst 
mals am jetzigen Ort. 
Hochspeler 
Südöstlich vom Rappastein liegt der 
Hochspeler [hoochspeeler], oder - 
wie es eigentlich korrekt heissen 
müsste - liegen die Hochspeler. Speler 
ist nämlich die Mehrzahl eines alten 
Wortes, das in mittelhochdeutscher 
Zeit, also vor ca. 800 Jahren, spil lau 
tete und die Bedeutung «Spitze» hat 
te. Hochspeler heisst somit «hohe 
Spitzen» und hat nichts mit dem Wort 
Spiel zu tun. 
Goldlochspitz 
Auf eine falsche Spur lockt uns auch 
der Name Goldlochspitz [goldloch- 
spetz]. Dieser Berg, am Westrand von 
Gapfahl nördlich vom Rappastein, ist 
nach dem Goldloch benannt, welches 
sich auf Triesner Gebiet in der Alp 
Wang befindet. Der Sage nach soll ein 
altes Männlein regelmässig Gold aus 
dieser Höhle geholt haben, während 
es ansonsten niemandem je gelungen 
ist, dort auch nur die kleinste Spur 
von Gold zu finden. Aus namen- 
kundlicher Sicht muss allerdings be 
zweifelt werden, dass das Männlein 
Gold gefunden hat, denn Goldloch ist 
nur die Umdeutung von Gol-Loch. 
Das heute völlig unverständliche 
Wort Gol, welches aus dem Kelti 
schen stammt und «Geröll» bedeutet, 
wurde im Deutschen zu Gold verscho 
ben und als Rechtfertigung dazu eine 
Sage formuliert. Goldlochspitz muss 
demnach im Sinne von «Bergspitze 
oberhalb vom Goldloch» oder explizit 
als «Bergspitze oberhalb der Geröll 
grube» gedeutet werden. 
Kolme 
Als letzten Berg gilt es schliesslich das 
Kolme zu besprechen. Kolme steht in 
Beziehung zum Namen Kulm, der 
Bezeichnung des Berggrates, welcher 
das Rheintal vom Saminatal scheidet. 
Auszugehen ist von der Form Kulmi, 
die zusammengesetzt ist aus Kulm 
und der walserdeutschen Verklei 
nerungsendung-/, so dass Kulmi bzw. 
Kolme die Bedeutung «kleiner Kulm» 
hat. Kulm seinerseits ist ein Wort, das 
aus lateinisch culmen bzw. rätoroma 
nisch cuolm «Gipfel» entlehnt ist und 
bei uns die «oberste Bergkuppe» be 
zeichnet. Damit wäre der Name exakt 
als «kleine Bergkuppe» zu verstehen. 
Es handelt sich bei Kolme um einen 
Bergnamen, der ursprünglich also von 
den Triesenbergern, welche beim 
Alpelti ja an Gapfahl anstossen, ge 
prägt wurde. Dies zeigt die walser 
deutsche Verkleinerungsendung. Kolme 
ist nichts anderes als die balznerische 
Ausspracheform von waiserisch bzw. 
triesenbergerisch Kulmi. 
Damit beschliessen wir die Namen 
wanderung auf Gapfahl, einer Alp mit 
viel deutschem, leicht verständlichem 
Flurnamengut, mit Namenwörtern 
aus älteren deutschen Sprachstudien 
sowie mit wenigen nicht-deutschen 
Elementen, die aus der romanischen 
Sprache sowie gelegentlich aus vor 
römischen Schichten stammen.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.