24
sends v. Chr. eine Weihe- und Brand
opferstätte bestand, die einem Frucht
barkeitskult diente. Welche Stellung
diese Kultstätte in der Vorgeschichts
forschung heute einnimmt, charakte
risierte R. Wyss in der Sonderausgabe
der Fachzeitschrift «Helvetia Archaeo-
logica» im Jahre 1978 wie folgt: «Das
Fürstentum Liechtenstein darf sich
rühmen, eine der aussergewöhn-
lichsten prähistorischen Fundstätten
in seinen Grenzen einzuschliessen.»
Immer wieder finden in Fachpublika
tionen, sei es im Zusammenhang mit
prähistorischen Kulten oder mit
etruskischen Einflüssen auf die rä-
tische Kultur oder die spezifische
Form der «Negauer Helme», darüber
Erörterungen statt.
Ab 1935 verlegte der Historische Ver
ein seine Ausgrabungstätigkeit auf
den Schellenberg, wo mein Vater
schon im Jahr zuvor Planaufnahmen
der Wallsiedlung Borscht gemacht
hatte. Im Juli 1936 nahm mein Vater
zusammen mit Adolf Hild noch täg
lich an den Ausgrabungen auf dem
Borscht teil, als er mitten aus dieser
Arbeit heraus durch einen Herzschlag
dem Leben entrissen wurde. Nun war
meine Mutter allein auf Gutenberg,
denn wir 3 Söhne waren noch fort im
Studium. Mit dem Entschluss, das
Schloss zu verkaufen, zog die Familie
im folgenden Jahr wieder nach Vaduz
ins Rote Haus.
Seit 1936 wurde Gutenberg immer
wieder dem Land Liechtenstein zum
Kauf angeboten, doch stiess das Ange
bot bei der Regierung stets auf Ab
lehnung. Ein vermeintlicher Käufer
konnte nicht bezahlen, so dass die
Burg wieder an unsere Familie zu
rückfiel. Wieder erfolgte ein Angebot
an das Land, und zwar in Höhe von
Fr. 210 000.-, doch wurde dieses vom
Landtag in seiner Sitzung vom 20. Juli
1949 mehrheitlich abgelehnt. Zwar
wurde darauf von der Regierung die
Frage einer Beteiligung der Gemeinde
Balzers am Kauf aufgeworfen, doch
wurde damals diese Idee von der Ge
meinde glatt abgewiesen.
Noch wenige Tage vor dem Abschluss
des Kaufvertrages mit Miguel und
Hermine Kindle-de Contreras Torres
wurde das Angebot an die Regierung
ein letztes Mal wiederholt, und zwar
mit einem für das Land nochmals re
duzierten Kaufpreis von Fr. 180 000.-,
doch auch dieses Mal erfolgte eine
Ablehnung. Am 30. Juli 1951 wurde
der Kaufvertrag mit Herrn und Frau
de Contreras Torres mit einem Kauf
preis von Fr. 200 000.- unterzeichnet.
Erst 28 Jahre später konnte dann das
Land unter Regierungschef Hans
Brunhart die Burg von Frau Contreras
erwerben, nachdem sich auch die Ge
meinde Balzers unter ihrem Vorste
her Emanuel Vogt nachhaltigst dafür
eingesetzt hatte. Doch die jahrzehnte
lange Ablehnung hatte ihren Preis.
Das Land musste das 25fache (!) von
dem bezahlen, was es noch im Jahre
1951 hätte ausgeben müssen. Lind was
das Land bisher an Sanierungskosten
aufwenden musste, hätte 30 oder 40
Jahre zuvor einen Bruchteil davon be
tragen, denn inzwischen war nur das
Allernötigste an Unterhaltsarbeiten
gemacht worden.
Doch freuen wir uns, dass Gutenberg
heute Landesbesitz ist und damit die
Garantie gegeben ist, dass es in seiner
Einzigartigkeit erhalten bleibt. Mö
gen das Land Liechtenstein und die
Gemeinde Balzers gemeinsam zu ei
nem Konzept für eine sinnvolle Nut
zung der Burg finden, von der auch
die Allgemeinheit nicht mehr ausge
schlossen ist!
1) Ich will an dieser Stelle gleich eine Be
richtigung zu meinen Ausführungen vom
vergangenen Jahr anbringen: Die Ruine
Gutenberg wurde im 19. Jh. nicht von der
Gemeinde Balzers dem Fürsten ge
schenkt, wie Johann Baptist Büchel
schreibt (JBL 14), sondern von der Für
stin Franziska i. J. 1854 mitsamt dem
Burghügel der Gemeinde Balzers abge
kauft und 1862 auf Fürst Johann II. über
schrieben. (Paul Vogt, «Haus Guten
berg», 1985, und Emanuel Vogt, «Mier z
Balzers», 1995).
2) LVolksblatt 1905, Nr. 33.
3) LVolksblatt 1909, Nr. 47.
4) LVolksblatt 1913, Nr. 44, und JBL 13.
5) LLA, Präs. A 16, 1919.
6) Siehe «Dr.med. Rudolf Schädler
1845-1930», in: JBL 92.
7) ON, 9. Juni 1920.
8) LVolksblatt, 18. September 1920.
9) LVolksblatt, 30, April 1921.
10) ON, 6. September bis 23. September
1922.
11) Am 20. März 1923 hatte die Unterzeich
nung des zwischen der Schweiz und dem
Fürstentum Liechtenstein abgeschlosse
nen Zollvertrages stattgefunden, für des
sen Zustandekommen sich gerade die
Balzner so sehr eingesetzt hatten. Schon
im Juli 1919 hatte in Balzers eine Ver
sammlung von 120 Männern eine Reso
lution zuhanden der Regierung gefasst,
die vor allem eine Beschleunigung des
Zollanschlusses an die Schweiz forderte.
Unter den fünf Unterzeichnern dieser
«Balzner Resolution» befand sich auch
Egon Rheinberger.
12) ON, 20. Oktober 1923.
13) «Einnahmen- u. Ausgabenbuch» Guten
berg.
14) Ebd.
15) LVolksblatt, 27. Juni 1925, und ON,
16. September 1925.
16) Dr. Ludwig Dürr (1878-1956) war Luft
schiffbauer und Leiter der Zeppelinwerft
in Friedrichshafen.
17) Johann Künzle, bekannter Kräuter
pfarrer (1857-1945).
18) Adolf Hild hat 1930 bei alten Balznern
Umfrage gehalten, wie das Plateau zwi
schen Kirche und «Wanne» im Volks
mund heisse, und man nannte ihm im
mer wieder die Bezeichnung «Glinzkele-
böchel». Allerdings gab es auch damals
einen zweiten «Glinzkeleböchel», nörd
lich vom «RotaBöchel». Im Liechtenstei
ner Namenbuch ist heute nur mehr der
zweite der genannten Plätze aufgeführt.
19) JBL 30.
20) JBL 32.
21) JBL 33.