Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

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sends v. Chr. eine Weihe- und Brand 
opferstätte bestand, die einem Frucht 
barkeitskult diente. Welche Stellung 
diese Kultstätte in der Vorgeschichts 
forschung heute einnimmt, charakte 
risierte R. Wyss in der Sonderausgabe 
der Fachzeitschrift «Helvetia Archaeo- 
logica» im Jahre 1978 wie folgt: «Das 
Fürstentum Liechtenstein darf sich 
rühmen, eine der aussergewöhn- 
lichsten prähistorischen Fundstätten 
in seinen Grenzen einzuschliessen.» 
Immer wieder finden in Fachpublika 
tionen, sei es im Zusammenhang mit 
prähistorischen Kulten oder mit 
etruskischen Einflüssen auf die rä- 
tische Kultur oder die spezifische 
Form der «Negauer Helme», darüber 
Erörterungen statt. 
Ab 1935 verlegte der Historische Ver 
ein seine Ausgrabungstätigkeit auf 
den Schellenberg, wo mein Vater 
schon im Jahr zuvor Planaufnahmen 
der Wallsiedlung Borscht gemacht 
hatte. Im Juli 1936 nahm mein Vater 
zusammen mit Adolf Hild noch täg 
lich an den Ausgrabungen auf dem 
Borscht teil, als er mitten aus dieser 
Arbeit heraus durch einen Herzschlag 
dem Leben entrissen wurde. Nun war 
meine Mutter allein auf Gutenberg, 
denn wir 3 Söhne waren noch fort im 
Studium. Mit dem Entschluss, das 
Schloss zu verkaufen, zog die Familie 
im folgenden Jahr wieder nach Vaduz 
ins Rote Haus. 
Seit 1936 wurde Gutenberg immer 
wieder dem Land Liechtenstein zum 
Kauf angeboten, doch stiess das Ange 
bot bei der Regierung stets auf Ab 
lehnung. Ein vermeintlicher Käufer 
konnte nicht bezahlen, so dass die 
Burg wieder an unsere Familie zu 
rückfiel. Wieder erfolgte ein Angebot 
an das Land, und zwar in Höhe von 
Fr. 210 000.-, doch wurde dieses vom 
Landtag in seiner Sitzung vom 20. Juli 
1949 mehrheitlich abgelehnt. Zwar 
wurde darauf von der Regierung die 
Frage einer Beteiligung der Gemeinde 
Balzers am Kauf aufgeworfen, doch 
wurde damals diese Idee von der Ge 
meinde glatt abgewiesen. 
Noch wenige Tage vor dem Abschluss 
des Kaufvertrages mit Miguel und 
Hermine Kindle-de Contreras Torres 
wurde das Angebot an die Regierung 
ein letztes Mal wiederholt, und zwar 
mit einem für das Land nochmals re 
duzierten Kaufpreis von Fr. 180 000.-, 
doch auch dieses Mal erfolgte eine 
Ablehnung. Am 30. Juli 1951 wurde 
der Kaufvertrag mit Herrn und Frau 
de Contreras Torres mit einem Kauf 
preis von Fr. 200 000.- unterzeichnet. 
Erst 28 Jahre später konnte dann das 
Land unter Regierungschef Hans 
Brunhart die Burg von Frau Contreras 
erwerben, nachdem sich auch die Ge 
meinde Balzers unter ihrem Vorste 
her Emanuel Vogt nachhaltigst dafür 
eingesetzt hatte. Doch die jahrzehnte 
lange Ablehnung hatte ihren Preis. 
Das Land musste das 25fache (!) von 
dem bezahlen, was es noch im Jahre 
1951 hätte ausgeben müssen. Lind was 
das Land bisher an Sanierungskosten 
aufwenden musste, hätte 30 oder 40 
Jahre zuvor einen Bruchteil davon be 
tragen, denn inzwischen war nur das 
Allernötigste an Unterhaltsarbeiten 
gemacht worden. 
Doch freuen wir uns, dass Gutenberg 
heute Landesbesitz ist und damit die 
Garantie gegeben ist, dass es in seiner 
Einzigartigkeit erhalten bleibt. Mö 
gen das Land Liechtenstein und die 
Gemeinde Balzers gemeinsam zu ei 
nem Konzept für eine sinnvolle Nut 
zung der Burg finden, von der auch 
die Allgemeinheit nicht mehr ausge 
schlossen ist! 
1) Ich will an dieser Stelle gleich eine Be 
richtigung zu meinen Ausführungen vom 
vergangenen Jahr anbringen: Die Ruine 
Gutenberg wurde im 19. Jh. nicht von der 
Gemeinde Balzers dem Fürsten ge 
schenkt, wie Johann Baptist Büchel 
schreibt (JBL 14), sondern von der Für 
stin Franziska i. J. 1854 mitsamt dem 
Burghügel der Gemeinde Balzers abge 
kauft und 1862 auf Fürst Johann II. über 
schrieben. (Paul Vogt, «Haus Guten 
berg», 1985, und Emanuel Vogt, «Mier z 
Balzers», 1995). 
2) LVolksblatt 1905, Nr. 33. 
3) LVolksblatt 1909, Nr. 47. 
4) LVolksblatt 1913, Nr. 44, und JBL 13. 
5) LLA, Präs. A 16, 1919. 
6) Siehe «Dr.med. Rudolf Schädler 
1845-1930», in: JBL 92. 
7) ON, 9. Juni 1920. 
8) LVolksblatt, 18. September 1920. 
9) LVolksblatt, 30, April 1921. 
10) ON, 6. September bis 23. September 
1922. 
11) Am 20. März 1923 hatte die Unterzeich 
nung des zwischen der Schweiz und dem 
Fürstentum Liechtenstein abgeschlosse 
nen Zollvertrages stattgefunden, für des 
sen Zustandekommen sich gerade die 
Balzner so sehr eingesetzt hatten. Schon 
im Juli 1919 hatte in Balzers eine Ver 
sammlung von 120 Männern eine Reso 
lution zuhanden der Regierung gefasst, 
die vor allem eine Beschleunigung des 
Zollanschlusses an die Schweiz forderte. 
Unter den fünf Unterzeichnern dieser 
«Balzner Resolution» befand sich auch 
Egon Rheinberger. 
12) ON, 20. Oktober 1923. 
13) «Einnahmen- u. Ausgabenbuch» Guten 
berg. 
14) Ebd. 
15) LVolksblatt, 27. Juni 1925, und ON, 
16. September 1925. 
16) Dr. Ludwig Dürr (1878-1956) war Luft 
schiffbauer und Leiter der Zeppelinwerft 
in Friedrichshafen. 
17) Johann Künzle, bekannter Kräuter 
pfarrer (1857-1945). 
18) Adolf Hild hat 1930 bei alten Balznern 
Umfrage gehalten, wie das Plateau zwi 
schen Kirche und «Wanne» im Volks 
mund heisse, und man nannte ihm im 
mer wieder die Bezeichnung «Glinzkele- 
böchel». Allerdings gab es auch damals 
einen zweiten «Glinzkeleböchel», nörd 
lich vom «RotaBöchel». Im Liechtenstei 
ner Namenbuch ist heute nur mehr der 
zweite der genannten Plätze aufgeführt. 
19) JBL 30. 
20) JBL 32. 
21) JBL 33.
	        

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