Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

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Seite aus dem Fundbuch der 
Ausgrabung vom Winter 1932/33. 
Mehrere der berühmten Votivfiguren 
aus Bronze mit Angaben ihrer 
Fundlage und Masse sowie des 
Funddatums. 
Skizze von Egon Rheinberger, 
Eintragungen von Peter Rheinberger. 
«Glinzkeleböchel» 181 , der gegen die 
«Wanne» mit einem steilen Felsen ab 
fällt, gegen Osten abgeschwemmt 
worden sein. Als Vorstandsmitglied 
und Konservator des Historischen 
Vereins veranlasste er, auf dem 
«Glinzkeleböchel» im September 
1930 eine erste Ausgrabung vorzuneh 
men. Als Leiter dieser Ausgrabung 
konnte der Konservator des Bregen 
zer Landesmuseums Adolf Hild ge 
wonnen werden. Dies war der eigent 
liche Anfang der prähistorischen Er 
forschung Liechtensteins. Obwohl 
man «an verschiedenen Stellen des 
Platzes das Vorkommen kompakter 
Schichten von bis zu 1 cm langen, oft 
winzigen Splittern durch und durch 
verbrannter Knochen» ,9) feststellte, 
blieb dies die rätselhafteste der Er 
scheinungen» am Ausgrabungsplatz, 
und die wahre Bedeutung als Brand 
opferplatz wurde erst nach und nach 
erkannt. Im nächsten Jahr ergab ein 
Versuchsschnitt gegen den Gemüse 
garten weitere Siedlungshinweise 
und einen Skelettfund. Weitere Aus 
grabungen fanden 1931 nicht statt. 
Dagegen wurde dann im Sommer 
1932 wieder eine grössere Grabungs 
kampagne unter der Leitung von 
Adolf Hild und unter Mitwirkung mei 
nes Vaters und meiner Brüder Hans 
und Peter durchgeführt. Hans stu 
dierte damals an der Technischen 
Hochschule in Stuttgart Architektur 
und konnte sein dort schon erworbe 
nes Wissen anwenden, indem er die 
laufenden Vermessungen dieser Gra 
bung vornahm. Es waren für diesen 
Sommer zwei Grabungsplätze vorge 
sehen. Der eine, am südwestlichen 
Rand des Gemüsegartens gegen die 
«Wanne» hin, lieferte hauptsächlich 
endsteinzeitliche und bronzezeitliche 
Funde. Der andere befand sich in der 
«Wanne» selbst, direkt unter dem stei 
len Felsabfall des im Jahre 1930 aus 
gegrabenen Plateaus des «Glinzkele- 
böchels», auf welchem damals die mit 
der schwarzen Erde vermischten vie 
len verbrannten Knochensplitter so 
wie grössere und kleinere Herd- und 
Feuerstätten gefunden worden waren. 
An dieser neuen Grabungsstätte unter 
dem Felsen ergaben sich zahlreiche 
Einzelfundevon der Hallstattzeit über 
die frühe und spätere Latenezeit bis in 
die frühe Römerzeit. Leider konnten 
Adolf Hild und seine Helfer anstatt 
einer eindeutigen Schichtenfolge in 
der die Hauptfunde führenden Tiefe 
von etwa 1 m bis 1,80 m nur eine ge 
störte Stratigraphie feststellen. 20) 
Im September 1932 fand dann die 
Jahresversammlung des Historischen 
Vereins auf Gutenberg statt, wo man 
die Fundstellen besichtigte und die im 
Sommer gemachten Funde, die in der 
unteren Halle der Burg ausgestellt 
waren, betrachten konnte. Es war vor 
gesehen, im nächsten Sommer diese 
Grabung noch auszuweiten. Als dann 
aber in den Weihnachtsferien 1932/33 
föhniges und frühlingswarmes Wetter 
herrschte, machten wir drei Brüder 
uns unter Aufsicht unseres Vaters an 
die Arbeit und setzten die Grabung 
etwas weiter schlossaufwärts fort. 2,) 
Die Überlegung war folgende: Es 
stand inzwischen fest, dass auf dem 
«Glinzkeleböchel» einst eine kulti 
sche Verbrennungsstätte bestand, die 
jahrzehntelang oder noch bedeutend 
länger benutzt wurde. Dort hätte man 
ausser den Feuerstätten also auch 
reichlich andere Funde, besonders 
Keramik erwarten dürfen. Dies war 
aber bei den vorhergehenden Grabun 
gen nicht der Fall gewesen. Wäre es 
nicht möglich gewesen, dass nach 
dem Verlassen oder nach einer be 
wussten Zerstörung der Kultstätte der 
Abraum vom «Glinzkeleböchel» über 
den Felsen hinunter in die Wanne ge 
langt sein konnte?
	        

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