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den Liechtensteiner Herren etwa 30
Personen. Die Einladung auf Guten
berg kostete die Fürstliche Regierung
195 Franken und 75 Rappen. 13)
Um einen Begriff davon zu geben, wie
relativ gering der Getränkeverbrauch
und entsprechend der ganze Umsatz
in der Schlosswirtschaft Gutenberg
war, will ich hier die Zahlen für das
Jahr 1922 aufführen:
500 Liter Tirolerwein
l’OOO Roter Vaduzer
800 Weisser Meierhöfler
1’300 Flaschen Bier
30 Liter Weintrester
2 Flaschen Cognac 14)
Schon während des Ersten Weltkrie
ges hatte meine Mutter auf Gutenberg
einen Gemüsegarten angelegt. Als
dann die Familie ganzjährig dort
wohnte, wurde der Garten immer
mehr erweitert. Oberhalb der «Wan
ne» war der ideale Platz dafür, gegen
Norden und Westen geschützt und
gegen Süden offen. Es fehlte nur noch
das Wasser. Diesem Mangel halfen
mein Vater und meine jetzt schon
grösseren Brüder ab, indem sie von
der Zisterne im äusseren Schlosshof
eine Rohrleitung in den Gemüsegar
ten legten. Damit hatte das lästige
Wassertragen ein Ende. Ich habe ver
sucht, aus meiner Erinnerung alle
Gemüsesorten und Gewürzarten, die
meine Mutter pflanzte, zusammenzu
stellen und zählte dabei bei den Ge
müsen 33 und bei den Gewürzpflan
zen über 20 verschiedere Arten. Diese
Zahlen mögen auf den ersten Blick
etwas hoch erscheinen, weshalb ich
die einzelnen Sorten nachfolgend auf
zählen will. Gemüse: Weisskraut,
Blaukraut, Kohl (Wirsing), Blumen
kohl, Rosenkohl, Kohlrabi, Weisse
Rüben (Räbli) Randen, Gelbe Rüben,
Karotten , Rettich, Radieschen, Selle
rie, Stangenbohnen, Buschbohnen,
Saubohnen, Zuckererbsle, Zucker-
schefen, Brüsseler Endivien, Kopfsa
lat, Eissalat, Schnittsalat, Winter
salat, Endiviensalat, Gurken, Corni
chons, Zucchetti, Kürbis, Spinat,
Mangold, Tomaten, Schwarzwurzeln,
Rhabarber. Gewürzpflanzen: Rosma
rin, Estragon, Gurkenkraut, Liebstök-
Abb. oben:
Burg Gutenberg, Grosse Stube
Abb. S. 20:
Anzeige im Liechtensteiner Volksblatt
vom 27. Juni 1925
kel, Majoran, Bohnenkraut, Dill, Fen
chel, Anis, Koriander, Melisse, Minze,
Salbei, Zwiebeln, Silberzwiebeln,
Schnittlauch, Lauch, Knoblauch, Pe
tersilie, Kerbelkraut, Wermut.
Es stimmt schon, was Alt-Vorsteher
Emanuel Vogt kürzlich zu mir sagte:
«Frau Rheinberger hat Pionierarbeit
geleistet, sie hat in Balzers den Ge
müseanbau eingeführt.» Sie wusste
aber auch in der Küche damit umzu
gehen, und manche Balznerin konnte
einen guten Rat von ihr mit nach Hau
se nehmen, wie man dieses oder jenes
Gemüse schmackhaft zubereite.
In der «Wanne» pflanzten meine El
tern Fesen und Roggen, dann ein Jahr
Flachs und später Kartoffeln. Den
Flachs liess man zu Rohleinen verar