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sen zu Fuß, zu Pferde und Wagen ins
Dorf einmarschierten!
Und wie stand es nun um die Kirche?
Der Gottesdienst wurde, wie ihr ge
hört habt, theils in St. Peter, theils in
Maria-Hilf gehalten. Auch die Geistli
chen scheinen vorzüglich in Mäls ge
wohnt zu haben. Kapläne, um dies
hier zu erwähnen, oder Frühmesser,
wie sie damals in Balzers hießen, wa
ren um diese Zeit: Johann Georg
Frömmelt, hernach Johann Michael
Mähr, wahrscheinlich Bruder des
Pfarrers, später 1819 - 1822 selbst
Pfarrer von Balzers, als welcher er
hier starb; Johann Bernard Bischof,
endlich Thomas Auer.
Ihr habt auch vernommen, daß die
arme Bevölkerung, anderwärts voll
auf in Anspruch genommen, nicht an
den Kirchenbau dachte. Und der Pfar
rer? Dieser that allerdings das Men
schenmögliche, um der vielgeprüften
Herde wieder zu einem Gotteshause
zu verhelfen. Doch lassen wir ihn wie
der selbst sprechen: «Bei all dem
unterließ ich nichts, daß man doch
endlich an das Wiederaufbauen der
Kirche denke. Ich schrieb nach Va
duz, nach Feldkrich, Innsbruck, Wien
und Chur. Antwort bekam ich keine,
oder nur selten.
Von Chur allerdings erhielt ich eine
solche öfters und zwar in sehr wohl
wollendem Sinne; aber von dort hing
es eben nicht ab, die ganze Sache ins
Werk zu setzen. Endlich wurde durch
Vermittlung unseres erlauchten er
sten Bischofs (Karl Rudolf von Buol-
Schauenstein) welcher durch die gott
lose Revolution gezwungen worden,
Chur zu verlassen, und in Meran sei
nen Sitz aufgeschlagen hatte, bewirkt,
daß eine Kommission von Innsbruck
hieher beordert wurde in der Person
des Herrn Franz Baraga, Direktor des
k.k. Bauamtes. Dieser mußte von al
lem genaue Einsicht nehmen und der
k.k. Regierung in Innsbruck einen er
schöpfenden Bericht über alles erstat
ten. Diese Kommißion waltete ihres
Amtes im September 1802.
Zu dieser Zeit wurde auch eine Be
sprechung in Vaduz gehalten, zu wel
cher der erste kaiserliche Beamte von
Feldkirch, Edler v. Steiger, erschienen
war, ferner die liechtensteinischen
Beamten, die Vorsteherschaft hiesi
ger Gemeinde und andere Abgeordne
te derselben. Bei dieser Besprechung
handelte es sich nur darum, ob die
Gemeinde von sich aus das größere
Bauholz zu Kirche, Pfarrhof und Stall
mit Scheuer beitragen wolle, und es
wurde ausgemacht, daß sie dieses tue.
Uebrigens hatte dieselbe schon früher
die Leistung von Frohndiensten zuge
sagt. Doch auch jetzt fieng man noch
nicht zu bauen an. Gegen Ende Febru
ar 1804 reiste ich nun nach Innsbruck,
um zu drängen und zu treiben, daß die
Kirche doch endlich erbaut werde.
Von Innsbruck zurückgekehrt, schrieb
ich einige Zeit nachher an den Kaiser
selbst. (Die Pfarrei war damals kaiser
lichen Patronates. Das Pastronat
knüpfte sich an die Gutenberger
Schloßgüter und gieng darum am 28.
September 1826 mit dem Ankäufe der
selben seitens der Gemeinde an diese
über.)
Endlich am 4. November 1804 bekam
ich von Herrn Regierungsrath v.
Schmidt einen Brief, in welchem er
mir mittheilte, daß der Wiederaufbau
der genannten Gebäulichkeiten durch
kaiserliches Dekret vom 28. Septem
ber angeordnet worden sei, und die
Baukosten, welche der Kaiser tragen
wolle, in Feldkirch zu erheben seien.
Schon vorher hatten die kaiserlichen
Beamten von Feldkirch und die liech
tensteinischen eine Zusammenkunft
über die Vertheilung der Baukosten;
aber sie wurden nicht einig und sind es
jetzt noch nicht; nichtsdestoweniger
wurde der Bau in Angriff genommen.
Ich habe in dieser Angelegenheit ge
schrieben und Reisen unternommen
mehr als vierzigmal. Streitfragen gab
es eine große Zahl: wer beitragen wol
le, wer vielleicht dazu gezwungen wer
den könne, wieviel Vermögen die
Filialkirchen (St. Peter und Maria-
Hilf), wie viel die Pfarrkirche selbst
besitze. Endlich kam es noch in der
Gemeinde selbst zum Streite in Be
treff des Bauplatzes der Kirche: die
einen wollten sie da, die andern dort
und andere wieder an einem andern
Orte haben. Doch wurde schließlich
von der obersten Behörde, dem erha
benen Patron selbst, der Platz be
stimmt, und zwar derjenige, wo sie
nun steht.»
So war nun der Kirchenbau in Fluß
gerathen und schritt, wenn auch lang
sam, vorwärts. Pfarrer Mähr hatte
nach fast unglaublichen Anstrengun-
nur einen Tropfen auf den heissen
Stein dar.
Das Hofkanzleimanuskript vom 22.
April 1796 brachte folgende Verord
nung hinsichtlich der baupolizeili
chen Massnahmen:
a) die Häuser müssen weiter aus
einander gesetzt,
b) die Stallungen von den Wohn
häusern abgesondert werden,
c) jeder, der seine Brandstätte
wieder aufbauen will, muss sein
Gebäude mit einer Feuermauer
gegen den stark wehenden Wind
versichern.
d) Statt der gefährlichen Schindel
dächer sollen neu Ziegelplatten
verwendet werden, auch obwohl
sie sehr teuer waren.
e) Die Böden unter dem Dach dür
fen nicht mehr mit Holz oder Bret
tern belegt werden, sondern müssen
mit einem guten Estrich (d.h. einem
Belag aus Lehm) überzogen werden.
f) Die Häuser müssen so weit aus
einander gebaut werden, dass die
Gässchen dazwischen nicht ver
engt und auch der Platz dazwischen
nicht so versperrt werden kann,
dass im Falle eines Feuers die
Löscharbeiten und Hilfsaktionen
behindert werden.
Ausserdem war die Errichtung einer
Ziegelhütte durch die Landesherr
schaft vorgesehen, damit die benö
tigten Dachziegel gleich an Ort und
Stelle hergestellt werden könnten.
Die einzige Ziegelhütte der Region
stand nämlich in Nendeln.
Die Balzner Hessen sich zwar von
den Vorteilen einer solchen Bauwei
se überzeugen, verwirklichen Hessen
sich diese baupolizeilichen Vor
schriften trotzdem nicht. Sie würde
einfach zu teuer kommen. Auch
drängte die Zeit: Die Ställe mussten
so rasch als möglich aufgebaut wer
den, da das Heu eingebracht werden
musste. Der Bau der Ziegelhütte
wurde auch abgelehnt, da man be
fürchtete, dass sie Holz aus den
Gemeindewaldungen erhalten wür
de und dass die Balzner zu bleiben
den Fronen, d.h. zu unentgeltlichen
Arbeiten bei der Ziegelhütte ver
pflichtet würden. In den folgenden
Jahren wurden die früheren Häuser
auf den gleichen Grundrissen wie
der aufgebaut. Viele der dicken
Steinmauern hatten den heftigen