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Von drauss' vom Walde komm ich her . . .
Gestern abend in dämmriger Stunde
macht ich in eurem Schulhaus die Runde.
Dort habe ich manches für alle notiert
und hier in den Versen Euch allen serviert.
Auf dem Platze davor, da lag viel Papier,
Kinder, ihr wisst, ein Korb ist dafür.
Am Eingang erglänzen schon schwärzlich die Wände.
Kinder, habt ihr solch schmutzige Hände?
Zeigt Eure Ordnung in den Schuhen her!
Liegt da nicht manches so kreuz und quer.
Am Brunnen, dem allerschönsten im Haus,
sieht es ein wenig chaotisch aus.
Man sieht dort nämlich zu jeder Stunde
Zigarettenstumpen und Asche am Grunde.
Zum Husten reizt mich der Staub in der Nase.
Warum ihn nicht fangen in motorisierter Blase?
Nebenbei merkt ich Ammoniakdüfte.
Sie erfüllen im Gange fast die Lüfte.
Dazu gibt es sicherlich Hahnen und Schlauch
und einen, der's bedienen kann, sicherlich auch.
Die Lampen, das muss ich allen sagen,
haben oben herum einen schwärzlichen Kragen.
Wie Echo klang’s noch zu nächtlicher Stunde
vom «Stillschweigen» durch die Räume und Runde.
Irgendwo steht etwas davon auch geschrieben.
Wo ist denn die Haus- und Schulordnung geblieben?
In Reihen ging man einst zum Schulhaus herunter;
jetzt zappelt fast jeder allein und munter.
Nur spärlich ist die Zahl der Begleiter.
Wie lange geht denn das noch so weiter?
Horrend ist die Rechnung fürs Telefonieren.
Wen muss ich als Schuldigen da zitieren?
Lange sind schon zerschmettert zwei Scheiben.
Wie lange muss das noch amtlich so bleiben?
Von Haken und Kleiderrechen im Gang
redet man auch schon ziemlich lang.
Und Unterrichtsstunden zu jedem Halbtag
sind’s drei, wenn man auch nicht gern mag.
Ich sah in Eurem Zimmer den Stundenplan.
Kommt jedes Fach auch wirklich so dran?
Mit diesen Notizen ging ich nach Haus
und grüsse Euch alle - Der Nikolaus.
Nikolausabend 1954