Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1995) (1995)

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Die Gründung der 
Beizers AG 
Emanuel Vogt 
Unser Land und unsere Gemeinde 
Balzers erscheinen im letzten Jahr 
hundert als armes Land. Durchziehen 
de Kriegsheere, Hungersnot, Verlage 
rung des Durchgangsverkehrs usw. 
sind die hauptsächlichsten Ursachen. 
Beim Kirchenbau um 1805 gab es in 
Balzers 90 Doppelspännerfuhrwerke, 
aber keine Bauhandwerker. Die Folge 
war ein hartes, karges Leben, Armut, 
zuwenig Zugang zur Ausbildung, man 
gelnde Verdienstmöglichkeit. 
Viele wanderten aus, vor allem nach 
Nordamerika. So erlebten wir im letz 
ten Jahrhundert zwei grosse Aus 
wanderungswellen, die sogar zu be 
deutendem Rückgang der Einwohner 
zahlen führten. Von 1844 bis 1857 sind 
gemäss Notiz in einem Pfarreibuch 
117 Personen ausgewandert, 1881 er 
stellt der Ortsvorsteher Franz Vogt 
eine Liste von 57 Auswanderern. 
Balzers war um die und nach der Jahr 
hundertwende ein Saisonarbeiter- 
und Kleinbauerndorf. Man suchte Ar 
beit in der Fremde, in den Textilbetrie 
ben von Wartau und Friesen, in den 
baugewerblichen Betrieben der be 
nachbarten Schweiz, bis es im Stein 
bruch etwas Arbeit gab und im Dorf 
selbst zwei kleine Ausrüstereien ent 
standen. 
Verschiedene Versuche zur Schaffung 
von Arbeitsmöglichkeiten in der eige 
nen Gemeinde hatten keinen Erfolg. In 
den dreissiger Jahren kommt die 
grosse Arbeitslosigkeit mit Notstands 
arbeit durch Land und Gemeinden 
(Kanal- und Strassenbauten), dann 
der Krieg. 
Nach dem Krieg setzte die Industriali 
sierung im ganzen Lande ein. Welche 
eigenartigen Wege zur Gründung der 
«Gerätebauanstalt», der heutigen 
«BALZERS AG», führten, soll hierauf 
gezeigt werden. 
Die Vorgeschichte 
Die Gründung geht auf Prof. Dr. Max 
Auwärter und sein Zusammentreffen 
mit S.D. Landesfürst Franz Josef II. 
zurück. Auwärter war nach seinem 
Studium in München und Tätigkeiten 
bei der Firma Bosch und im Kaiser- 
Wilhelm-lnstitut für Nichteisenme 
talle in Stuttgart 1936 Leiter des phy 
sikalischen Laboratoriums bei Heräus 
in Hanau geworden, wo er eine neue 
Hochvakuumabteilung nach völlig 
neuen Gesichtspunkten aufbaute. Die 
Firma Heräus wurde durch seine Ar 
beiten als erste in die Lage versetzt, 
im Hochvakuum Verspiegelungen 
von Einzelstücken bis zu zwei Meter 
Durchmesser durchzuführen und er 
schuf die Voraussetzungen dafür, 
dass sich die Firma entschloss, die 
Hochvakuumtechnik in ihr Ferti 
gungsprogramm aufzunehmen. 
Aufgrund einer chronischen Benzol 
vergiftung musste Auwärter seine Ar 
beit bis 1944 unterbrechen und über 
siedelte nach Brand in Voralberg. 
Währenddessen übernahm Dr. Otto 
Winkler die Leitung des Laboratori 
ums und zusammen mit Dr. Albert 
Ross die Dünnschichtproduktion. 
Kriegsbedingt wurde die Dünn 
schichtenentwicklung nach Onstmet 
tingen auf der schwäbischen Alb an 
gelagert, wohin nach der Zerstörung 
der Anlagen in Hanau auch Dr. 
Winkler und Dr. Ross kamen. 
Auwärter hatte Kontakt mit der Fami 
lie Hohner (bekannter deutscher 
Musikalienbetrieb). Ein Familien 
mitglied war Besitzer des Schlosses 
Reichenau, wohin bekanntlich gegen 
Kriegsende die Gemäldesammlung 
des Fürstenhauses Liechtenstein hät 
te gebracht werden sollen. Dadurch 
hatte Dr. Karl Hohner Kontakt zu 
Fürst Franz Josef II. 
Der Fürst sprach zu ihm von seiner 
Absicht, die industrielle Entwicklung 
In te deren zfi Iter-Durc h l a s s k 11 rve: 
Marken- und Firmenzeichen der 
Gerätebau-Anstalt
	        

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