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Die Gründung der
Beizers AG
Emanuel Vogt
Unser Land und unsere Gemeinde
Balzers erscheinen im letzten Jahr
hundert als armes Land. Durchziehen
de Kriegsheere, Hungersnot, Verlage
rung des Durchgangsverkehrs usw.
sind die hauptsächlichsten Ursachen.
Beim Kirchenbau um 1805 gab es in
Balzers 90 Doppelspännerfuhrwerke,
aber keine Bauhandwerker. Die Folge
war ein hartes, karges Leben, Armut,
zuwenig Zugang zur Ausbildung, man
gelnde Verdienstmöglichkeit.
Viele wanderten aus, vor allem nach
Nordamerika. So erlebten wir im letz
ten Jahrhundert zwei grosse Aus
wanderungswellen, die sogar zu be
deutendem Rückgang der Einwohner
zahlen führten. Von 1844 bis 1857 sind
gemäss Notiz in einem Pfarreibuch
117 Personen ausgewandert, 1881 er
stellt der Ortsvorsteher Franz Vogt
eine Liste von 57 Auswanderern.
Balzers war um die und nach der Jahr
hundertwende ein Saisonarbeiter-
und Kleinbauerndorf. Man suchte Ar
beit in der Fremde, in den Textilbetrie
ben von Wartau und Friesen, in den
baugewerblichen Betrieben der be
nachbarten Schweiz, bis es im Stein
bruch etwas Arbeit gab und im Dorf
selbst zwei kleine Ausrüstereien ent
standen.
Verschiedene Versuche zur Schaffung
von Arbeitsmöglichkeiten in der eige
nen Gemeinde hatten keinen Erfolg. In
den dreissiger Jahren kommt die
grosse Arbeitslosigkeit mit Notstands
arbeit durch Land und Gemeinden
(Kanal- und Strassenbauten), dann
der Krieg.
Nach dem Krieg setzte die Industriali
sierung im ganzen Lande ein. Welche
eigenartigen Wege zur Gründung der
«Gerätebauanstalt», der heutigen
«BALZERS AG», führten, soll hierauf
gezeigt werden.
Die Vorgeschichte
Die Gründung geht auf Prof. Dr. Max
Auwärter und sein Zusammentreffen
mit S.D. Landesfürst Franz Josef II.
zurück. Auwärter war nach seinem
Studium in München und Tätigkeiten
bei der Firma Bosch und im Kaiser-
Wilhelm-lnstitut für Nichteisenme
talle in Stuttgart 1936 Leiter des phy
sikalischen Laboratoriums bei Heräus
in Hanau geworden, wo er eine neue
Hochvakuumabteilung nach völlig
neuen Gesichtspunkten aufbaute. Die
Firma Heräus wurde durch seine Ar
beiten als erste in die Lage versetzt,
im Hochvakuum Verspiegelungen
von Einzelstücken bis zu zwei Meter
Durchmesser durchzuführen und er
schuf die Voraussetzungen dafür,
dass sich die Firma entschloss, die
Hochvakuumtechnik in ihr Ferti
gungsprogramm aufzunehmen.
Aufgrund einer chronischen Benzol
vergiftung musste Auwärter seine Ar
beit bis 1944 unterbrechen und über
siedelte nach Brand in Voralberg.
Währenddessen übernahm Dr. Otto
Winkler die Leitung des Laboratori
ums und zusammen mit Dr. Albert
Ross die Dünnschichtproduktion.
Kriegsbedingt wurde die Dünn
schichtenentwicklung nach Onstmet
tingen auf der schwäbischen Alb an
gelagert, wohin nach der Zerstörung
der Anlagen in Hanau auch Dr.
Winkler und Dr. Ross kamen.
Auwärter hatte Kontakt mit der Fami
lie Hohner (bekannter deutscher
Musikalienbetrieb). Ein Familien
mitglied war Besitzer des Schlosses
Reichenau, wohin bekanntlich gegen
Kriegsende die Gemäldesammlung
des Fürstenhauses Liechtenstein hät
te gebracht werden sollen. Dadurch
hatte Dr. Karl Hohner Kontakt zu
Fürst Franz Josef II.
Der Fürst sprach zu ihm von seiner
Absicht, die industrielle Entwicklung
In te deren zfi Iter-Durc h l a s s k 11 rve:
Marken- und Firmenzeichen der
Gerätebau-Anstalt