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In dieser Zeit arbeiteten ständig zwi
schen 18 und 22 Balzner am Bau. Der
Taglohn belief sich im Schnitt auf 3
Kronen und 60 Kreuzer. Mit der Auf
sicht der Bauarbeiten waren Maurer
meister Ferdinand Willam und Zim
mermeister Adolf Sele aus Vaduz be
traut. Christian und Andreas Brun
hart besorgten mit zwei Pferden das
Fuhrwesen und den Betrieb des
Göpels. Sie erhielten für die Arbeit
mit zwei Pferden 6 Kronen pro Tag.
Im folgenden seien die Namen der
Balzner Bauarbeiter in den Baujah
ren 1905/1909 angeführt:
Albert Büchel
Alois Vogt
Johann Kindle
Josef Burgmeier
Ferdinand Vogt
Basil Nigg
Alois Frick
Josef Vogt
Peter Nigg
Johann Frick
Lorenz Willi
Domini Steger
Josef Gstöhl
Josef Wolfinger
Albert Vogt
Anton Kaufmann
Georg Burgmeier
David Vogt
Klemens Kindle
Leonz Eberle
Johann Vogt
Georg Nigg
Georg Frick
Baptist Willi
Robert Nigg
Gottlieb Gstohl
Franz Wolfinger
Franz Steger
Kaspar Gstohl
Egon Rheinberger war sein eigener
Architekt und Bauleiter. Mehrmals in
der Woche, oft täglich, ging er zu Fuss
von Vaduz nach Balzers und zurück.
Nur selten benutzte er den Post
wagen, gelegentlich auch die Bahn
von Sevelen nach Trübbach. Laufend
gab er die Anweisungen nach seinem
Konzept. Zuerst wurde die klaffende
Lücke in der westlichen Aussenmauer
geschlossen. Dann folgten die hof-
wärts gelegenen Wohnbauten und die
Galerie. Die mächtigen gotischen
Eichensäulen der Galerie und im
Kapellentrakt hatte Rheinberger von
Johann Köb in Feldkirch gekauft, als
dieser den ihm gehörenden alten
«Salzstadel» in den Jahren 1904/05
abriss. 12 Schon Ende September 1905
notierte das Liechtensteiner Volks
blatt: «Die Restaurierung des Schlos
ses Gutenberg nimmt rüstigen Fort
gang. Bereits sind die Dachbauten
vollendet.» Hier sind natürlich nur die
Dachbauten des Hauptgebäudes ge
meint. Der Torbau und der Kapellen
trakt wurden erst in den folgenden
Jahren errichtet. Dem Innenausbau
schenkte der Künstler Rheinberger
besondere Aufmerksamkeit. Hier leg
te er persönlich Hand an. So stammte
die ganze Ausmalung der Räume von
ihm. 13 14 Ebenso besorgte er einen Teil
der Kunstschmiedearbeiten und die
Holzschnitzereien persönlich. Die
qualitativ hochstehenden Schreiner
und Tischlerarbeiten kamen aus der
Werkstatt von Adolf Sele in Vaduz.
Sele war Schreiner und Zimmer
mann. Die komplizierte Dachstuhl
konstruktion war ebenfalls ein Werk
Rheinbergers. Die in dem grossen
Wohnraum mit dem Erker gegen den
Hof eingebaute Renaissance-Kasset
tendecke mit dem Oelgemälde im
mittleren Geviert hatte Rheinberger
vom Kloster Altenstadt erwerben kön
nen, als sie dort einer grösseren
Innenrenovation hatte weichen müs
sen. Zur Einrichtung der Schmiede
kaufte er von Lorenz Hepberger im
Vaduzer Mühleholz die Schmiedeein
richtung und das ganze Schmiede
werkzeug samt dem doppelstöckigen
Blasbalg der alten, längst aufgelasse
nen Hammerschmiede.
Im Frühjahr 1912 war der Auf- und
Ausbau Gutenbergs nach siebenjähri
ger Bauzeit soweit abgeschlossen,
dass die Burg wieder bewohnbar war.
Zum Schluss darf noch erwähnt wer
den, dass während der ganzen Wie
deraufbauzeit sich kein einziger
schwerer Unfall ereignete.
Wie das wiedererstandene Gutenberg
mit neuem Leben erfüllt wurde, mag
einer späteren Schilderung Vorbehal
ten sein.
Die Burg Gutenberg, das Wahrzei
chen unseres Dorfes, ihre Ge
schichte und Bedeutung, aber
auch ihre Zweckbestimmung für
die Zukunft werden wichtige The
men für diese Schrift sein. Burg
hügel und Burg Gutenberg sollen
nicht nur im Zentrum unseres
Dorfes stehen, sondern auch im
Dorfleben eine wichtige Funktion
haben. Nach dem Kauf der Burg
und grosser Teile des Burghügels
durch das Land vor einigen Jah
ren ist inzwischen eine gelungene
Aussenrenovation erfolgt. Die Ge
meinde hat sich zusammen mit
privaten Eigentümern stark und
mit Erfolg für die zur Zeit in Vor
bereitung stehende Bepflanzung
des Burghügels mit Reben enga
giert.
Dr. Rudolf Rheinberger, einer der
drei Söhne des Erbauers der Burg,
Egon Rheinberger, hat für die er
ste Ausgabe dieser Schrift in
verdankenswerter Weise einen
wichtigen Beitrag über eine be
sonders interessante Phase der
Geschichte der Burg, nämlich
über deren Bau in den ersten Jah
ren dieses Jahrhunderts, verfasst.
H.B.
12 Siehe a. A. Wilhelm, Die Wiederver
wendung d. gotischen Holzsäulen des
abgebrannten Salzstadels von
Feldkirch, Bregenz 1991
13 Erst 50 Jahre später wurden durch den
Balzner Leo Wolfinger noch etliche
Wandmalereien hinzugefügt, die in Stil
und Ausführung leicht von
Rheinbergers Arbeiten zu unterscheiden
sind und z.T. den Eindruck der Über
ladenheit hervorrufen.
14 Farn ARh,R 11. Rechnung v. Febr. 1913.