Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1995) (1995)

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In dieser Zeit arbeiteten ständig zwi 
schen 18 und 22 Balzner am Bau. Der 
Taglohn belief sich im Schnitt auf 3 
Kronen und 60 Kreuzer. Mit der Auf 
sicht der Bauarbeiten waren Maurer 
meister Ferdinand Willam und Zim 
mermeister Adolf Sele aus Vaduz be 
traut. Christian und Andreas Brun 
hart besorgten mit zwei Pferden das 
Fuhrwesen und den Betrieb des 
Göpels. Sie erhielten für die Arbeit 
mit zwei Pferden 6 Kronen pro Tag. 
Im folgenden seien die Namen der 
Balzner Bauarbeiter in den Baujah 
ren 1905/1909 angeführt: 
Albert Büchel 
Alois Vogt 
Johann Kindle 
Josef Burgmeier 
Ferdinand Vogt 
Basil Nigg 
Alois Frick 
Josef Vogt 
Peter Nigg 
Johann Frick 
Lorenz Willi 
Domini Steger 
Josef Gstöhl 
Josef Wolfinger 
Albert Vogt 
Anton Kaufmann 
Georg Burgmeier 
David Vogt 
Klemens Kindle 
Leonz Eberle 
Johann Vogt 
Georg Nigg 
Georg Frick 
Baptist Willi 
Robert Nigg 
Gottlieb Gstohl 
Franz Wolfinger 
Franz Steger 
Kaspar Gstohl 
Egon Rheinberger war sein eigener 
Architekt und Bauleiter. Mehrmals in 
der Woche, oft täglich, ging er zu Fuss 
von Vaduz nach Balzers und zurück. 
Nur selten benutzte er den Post 
wagen, gelegentlich auch die Bahn 
von Sevelen nach Trübbach. Laufend 
gab er die Anweisungen nach seinem 
Konzept. Zuerst wurde die klaffende 
Lücke in der westlichen Aussenmauer 
geschlossen. Dann folgten die hof- 
wärts gelegenen Wohnbauten und die 
Galerie. Die mächtigen gotischen 
Eichensäulen der Galerie und im 
Kapellentrakt hatte Rheinberger von 
Johann Köb in Feldkirch gekauft, als 
dieser den ihm gehörenden alten 
«Salzstadel» in den Jahren 1904/05 
abriss. 12 Schon Ende September 1905 
notierte das Liechtensteiner Volks 
blatt: «Die Restaurierung des Schlos 
ses Gutenberg nimmt rüstigen Fort 
gang. Bereits sind die Dachbauten 
vollendet.» Hier sind natürlich nur die 
Dachbauten des Hauptgebäudes ge 
meint. Der Torbau und der Kapellen 
trakt wurden erst in den folgenden 
Jahren errichtet. Dem Innenausbau 
schenkte der Künstler Rheinberger 
besondere Aufmerksamkeit. Hier leg 
te er persönlich Hand an. So stammte 
die ganze Ausmalung der Räume von 
ihm. 13 14 Ebenso besorgte er einen Teil 
der Kunstschmiedearbeiten und die 
Holzschnitzereien persönlich. Die 
qualitativ hochstehenden Schreiner 
und Tischlerarbeiten kamen aus der 
Werkstatt von Adolf Sele in Vaduz. 
Sele war Schreiner und Zimmer 
mann. Die komplizierte Dachstuhl 
konstruktion war ebenfalls ein Werk 
Rheinbergers. Die in dem grossen 
Wohnraum mit dem Erker gegen den 
Hof eingebaute Renaissance-Kasset 
tendecke mit dem Oelgemälde im 
mittleren Geviert hatte Rheinberger 
vom Kloster Altenstadt erwerben kön 
nen, als sie dort einer grösseren 
Innenrenovation hatte weichen müs 
sen. Zur Einrichtung der Schmiede 
kaufte er von Lorenz Hepberger im 
Vaduzer Mühleholz die Schmiedeein 
richtung und das ganze Schmiede 
werkzeug samt dem doppelstöckigen 
Blasbalg der alten, längst aufgelasse 
nen Hammerschmiede. 
Im Frühjahr 1912 war der Auf- und 
Ausbau Gutenbergs nach siebenjähri 
ger Bauzeit soweit abgeschlossen, 
dass die Burg wieder bewohnbar war. 
Zum Schluss darf noch erwähnt wer 
den, dass während der ganzen Wie 
deraufbauzeit sich kein einziger 
schwerer Unfall ereignete. 
Wie das wiedererstandene Gutenberg 
mit neuem Leben erfüllt wurde, mag 
einer späteren Schilderung Vorbehal 
ten sein. 
Die Burg Gutenberg, das Wahrzei 
chen unseres Dorfes, ihre Ge 
schichte und Bedeutung, aber 
auch ihre Zweckbestimmung für 
die Zukunft werden wichtige The 
men für diese Schrift sein. Burg 
hügel und Burg Gutenberg sollen 
nicht nur im Zentrum unseres 
Dorfes stehen, sondern auch im 
Dorfleben eine wichtige Funktion 
haben. Nach dem Kauf der Burg 
und grosser Teile des Burghügels 
durch das Land vor einigen Jah 
ren ist inzwischen eine gelungene 
Aussenrenovation erfolgt. Die Ge 
meinde hat sich zusammen mit 
privaten Eigentümern stark und 
mit Erfolg für die zur Zeit in Vor 
bereitung stehende Bepflanzung 
des Burghügels mit Reben enga 
giert. 
Dr. Rudolf Rheinberger, einer der 
drei Söhne des Erbauers der Burg, 
Egon Rheinberger, hat für die er 
ste Ausgabe dieser Schrift in 
verdankenswerter Weise einen 
wichtigen Beitrag über eine be 
sonders interessante Phase der 
Geschichte der Burg, nämlich 
über deren Bau in den ersten Jah 
ren dieses Jahrhunderts, verfasst. 
H.B. 
12 Siehe a. A. Wilhelm, Die Wiederver 
wendung d. gotischen Holzsäulen des 
abgebrannten Salzstadels von 
Feldkirch, Bregenz 1991 
13 Erst 50 Jahre später wurden durch den 
Balzner Leo Wolfinger noch etliche 
Wandmalereien hinzugefügt, die in Stil 
und Ausführung leicht von 
Rheinbergers Arbeiten zu unterscheiden 
sind und z.T. den Eindruck der Über 
ladenheit hervorrufen. 
14 Farn ARh,R 11. Rechnung v. Febr. 1913.
	        

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