Vorwort
Satire ist eine Kunstform, die auf eine Jahrtausende alte Tradition und Geschichte
zurückblicken kann und nie an Aktualität zu verlieren scheint. Von der Antike bis in die
Gegenwart diente die Satire stets dazu, Öffentlich Kritik an gesellschaftlichen,
kulturellen, politischen und religiösen Missständen zu üben. In jüngster Vergangenheit
rückte die Satire in unseren Breitengraden mehrmals ins Zentrum des Öffentlichen
Interesses. Nach den dänischen Mohammed-Karikaturen aus dem Jahr 2006, den
verheerenden Anschlägen auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ im Jahr
2015 oder nach dem Spottgedicht des deutschen Satirikers Jan Böhmermann über den
türkischen Präsidenten im Jahr 2016 wurde die Frage, wo die Grenzen der Satire liegen,
mehrmals kontrovers diskutiert.
Die Frage nach den Grenzen der Satire machte unlängst auch in Liechtenstein die
Runde. Im Winter 2015 veröffentlichte eine Gruppe junger Erwachsener ein satirisches
Kurzvideo, welches für viel Aufruhr sorgte und die Gemüter erhitzte. Der Kurzfilm
„Unholy Tomato“ wurde im Innenraum der Pfarrkirche Triesenberg aufgenommen und
zeigt eine fiktive Kampfhandlung zwischen dem Protagonisten und seinem
Gegenspieler, der sich im späteren Verlauf als Liechtensteins Erzbischof Wolfgang Haas
herausstellen sollte. Zügig machte das Video die Runde im Fürstentum, womit die
Filmemacher die unterschiedlichsten Reaktionen seitens der Bevölkerung hervorriefen.
In Leserbriefen und in sozialen Netzwerken wurde heftig darüber diskutiert, ob es sich
bei diesem Video um Satire oder ein Sakrileg handelt beziehungsweise was Satire darf
und was nicht.
Aufgrund dieser jüngsten Begebenheiten interessiert mich die Frage, welchen
Stellenwert Satire im Fürstentum Liechtenstein überhaupt hat und wo die
Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner die Grenzen zwischen Humor und Anmassung
ziehen. In meiner interdisziplinären Projektarbeit werde ich versuchen festzustellen, ob
es Werte gibt, hinsichtlich derer die Liechtensteiner keinen Spass vertragen. Um dies zu
überprüfen werde ich ein Interview mit dem liechtensteinischen Satiriker Mathias Ospelt
durchführen sowie ein eigenes satirisches Experiment durchführen und auswerten.