Satire in Liechtenstein
So bieten die liechtensteinischen Kleintheater „Theater am Kirchplatz (TAK)“ in
Schaan, der „Schlösslekeller“ in Vaduz oder das „K-Bum“ in Malbun immer wieder
die Möglichkeit, satirischen oder kabarettistischen Aufführungen beizuwohnen.
Satire mag in Liechtenstein ein relativ junges Phänomen sein, doch kann sie auch
auf einen historischen Hintergrund, wenn auch in einem anderen Zusammenhang,
zurückblicken. Die Fasnacht, welche im deutschsprachigen Raum auch als die
„Närrische Zeit“ oder „fünfte Jahreszeit“ bezeichnet wird, hat eine lange
Geschichte und ist fester Bestandteil des liechtensteinischen Brauchtums und der
Kultur. Die Fasnacht ist die Zeit der Narren, und Narren, so lehrt die Geschichte, ist
es erlaubt, im Rahmen der Narrenfreiheit ungestraft Kritik an Autoritäten und
Zuständen zu üben (vgl. Kapitel 2.2 Mittelalter). Während der Fasnacht kann sich
der Bürger dem Alltag entziehen und durch Verkleidung und Maskierung in die
Rolle eines „Narren“ schlüpfen. An den jährlichen Fasnachtsunterhaltungen und
Fasnachtsumzügen herrscht eine ungezwungene und ausgelassene Stimmung.
Einige „Narren“ nutzen die fasnächtlich-unbefangene Stimmung, um ihren Unmut
Zu gewissen aktuellen Themen kund zu tun. So zieren oftmals Karikaturen oder
satirische Botschaften die Umzugswagen, während an Büttenreden Missstände
auf eine humoristische Weise ins Lächerliche gezogen werden. Eine weitere
Besonderheit der fünften Jahreszeit stellen die sogenannten
„Fasnachtszeitungen“ dar. Dabei handelt es sich um eine Gelegenheitsschrift,
welche von órtlichen Vereinen herausgegeben wird und letztjáhrige Ereignisse aus
dem Dorf- oder Landesgeschehen in einer humoristischen Weise kritisch
kommentiert. Oftmals werden in den Fasnachtszeitungen auch namhafte
Personen karikiert. Die erste liechtensteinische Fasnachtszeitung erschien im Jahr
1920. Heute erscheint beinahe in jeder Gemeinde jáhrlich eine solche
Fasnachtszeitung. (Goop, 1986)
Wie aus diesem Unterkapitel hervorging, lassen sich in Liechtenstein durchaus
satirische Einschláge nachweisen, welche einerseits von unterhaltendem und
andererseits von kulturhistorischem Wert zeugen. Satire ist insofern auch
Bestandteil des liechtensteinischen Brauchtums und damit Bestandteil der
liechtensteinischen Kultur.
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