Satire in Liechtenstein
3 Satire in Liechtenstein
Vergleicht man Liechtenstein beispielsweise mit Deutschland, welches auf eine
lange Satiregeschichte zurückblicken kann und auch heute eine breite
Satirelandschaft vorzuweisen hat, so lässt sich sagen, dass Satire
beziehungsweise satirische Medien oder Plattformen in Liechtenstein eher wenig
verbreitet sind. Dennoch lassen sich auch in Liechtenstein einige satirische
Einschläge nachweisen.
3.1 Satirelandschaft
Im Vergleich zu den Satirelandschaften anderer deutschsprachiger Länder,
entwickelte sich diese in Liechtenstein verhältnismässig spät und kann
entsprechend auf eine junge Geschichte zurückblicken. Dies mag damit
zusammenhängen, dass Liechtenstein noch bis in die Mitte des zwanzigsten
Jahrhunderts ein ärmlicher Agrarstaat war und es der Bevölkerung daher nur
bedingt möglich war, sich am kulturellen Leben zu beteiligen oder dazu
beizutragen. Gelegentlich wurden in den Gemeinden Liechtensteins jedoch
volkstümlich Theaterproduktionen aufgeführt, welche zumeist auf Initiative der
órtlichen Feuerwehren, Sport-, oder Musikvereine durchgeführt wurden. Bei diesen
Produktionen handelte es sich nicht etwa um hochstehende Dramen, vielmehr um
Bauernschwánke, welche stark vom lokalen Humor geprägt waren (Goop, 1986).
Die Inhalte solcher Amateurproduktionen oder die darin auftretenden Personen
wiesen einen direkten Bezug zur lokalen Bevólkerung auf, weshalb sie besonders
beliebt waren und einen wichtigen Stellenwert im órtlichen Kulturleben innehatten.
Mit der Zeit entwickelte sich aus dieser Vielzahl dórflicher Amateurtheatern eine
professionelle Theaterkultur und in den frühen 1960er Jahren war auch die Idee
zur Gründung eines Kabaretts geboren. So initiierten die Schellenberger
Hansruedi Sele und der damalige Germanistik-Student Alois Büchel das Kabarett
Liechtenstein mit dem Namen ,Kaktus*. Bald schon fanden sie weitere motivierte
Mitstreiter und so gab das fünfkópfige Kabarett am O7. April 1964 in Vaduz seinen
ersten Auftritt. Das Drehbuch für das Kabarett wurde hauptsächlich von Alois
Büchel verfasst, welcher zudem die Regie übernahm. Inspiration für seine Texte
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