Was ist Satire?
Definitionen mehrheitlich dieselben Aspekte aufweisen und behandeln. Um nun
eine gemeingültige Erklärung für den Leitbegriff „Satire“ zu bestimmen, werden im
Folgenden drei Definitionen aus unterschiedlichen Quellen zitiert, einander
gegenübergestellt und auf Gemeinsamkeiten hin analysiert.
Viele der Definitionen darüber, was Satire ist und darf, führen auf den deutschen
Literaten Friedrich Schiller zurück. In seiner Abhandlung ,Über naive und
sentimentalische Dichtung: Satirische Dichtung" aus dem Jahr 1795, formuliert
Schiller ein Schema, welches fortan der deutschsprachigen Satire zu Grunde
liegen sollte. Zwar war Schiller kein Satiriker, jedoch prägte sein Entwurf zur
satirischen Dichtung den Stil der deutschsprachigen Satire. (Stephan, 1964)
In der Satire wird die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als der höchsten Realität
gegenüber gestellt. [...]. Die Wirklichkeit ist also hier ein nothwendiges Objekt der
Abneigung; aber, worauf hier alles ankómmt, diese Abneigung selbst muß wieder
nothwendig aus dem entgegenstehenden Ideal entspringen.“ (Schiller)
Betrachtet man dieses Zitat, wie oben wiedergegeben, aus seinem Kontext gelöst,
so werden in der Tat einige wesentliche Elemente der typischen, satirischen
Charakteristiken erkennbar, welche sich auch in zahlreichen neuzeitlichen
Definitionen wiederfinden. Laut Friedrich Schiller richtet sich die Satire gegen die
Wirklichkeit, die als fehlerhaft oder schlecht empfunden wird. Die Wirklichkeit ist
also ein Objekt, welches Abneigung hervorruft. Schiller stellt diese suboptimale,
nicht dem Idealzustand entsprechende Wirklichkeit dem erstrebenswerten Ideal
gegenüber. Das Ideal des Satirikers beruht auf dessen Weltbild, insbesondere
seinen gesellschaftlichen, politischen und religiösen Vorstellungen. Da sich die
Wirklichkeit nicht mit der Idealvorstellung des Satirikers deckt, hinterfragt er die
Wirklichkeit kritisch beziehungsweise betrachtet sie auf eine ablehnende Weise.
Dabei wird auf eine ironisch-humoristische Weise auf die Mängel in der
Wirklichkeit hingewiesen, indem sie stets mit dem Idealzustand verglichen wird.
Diese Ablehnung der Wirklichkeit soll also nicht in der humoristischen oder
ironischen Bemerkung gipfeln, sondern gleichzeitig auch auf das
gegenüberstehende lIdealbild verweisen, im Sinne eines Lósungsansatzes oder
eines Verbesserungsvorschlages.
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