zu betrachten, „dass mehr oder weniger alle politischen Parteien aus bereits bestehenden
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Zeitungen hervorgingen.*!ó Da somit bei den Zeitungen von Meinungen und Interessen, die
von der Partei abhángig sind, auszugehen ist,"
bietet es sich an, über die Analyse der Presse
Rückschlüsse auf die Haltungen der jeweiligen Partei zu ziehen. Ferner ist zu erwähnen, dass
die Auseinandersetzungen der Parteien mit dem Austrofaschismus vor allem über ihre Partei-
zeitungen verliefen. Weiter werden auf vereinzelte Regierungsakten Liechtensteins und
Österreichs zurückgegriffen, welche im Liechtensteinischen Landesarchiv und im
Österreichischen Staatsarchiv zu finden sind. Diese dienen vornehmlich dazu, die
innenpolitischen Verhältnisse in Liechtenstein zu beleuchten. Dazu sind besonders die
Dokumente des Heimatdienst-Führungsmitgliedes Carl von Vogelsang, die im Rahmen der
Spitzelaffäre!® 1937 beschlagnahmt wurden zu erwähnen. Sie gewähren sowohl einen Einblick
in das Innenleben der Bewegung als auch den Einfluss ausländischer Vorbilder. Darüber hinaus
werden zur Darstellung der innenpolitischen Konstellation ebenfalls Protokolle des
liechtensteinischen Landtags herangezogen.
1.4 Forschungsstand
Die Beziehungen Liechtensteins zum Austrofaschismus sind in der Forschung nahezu
unbearbeitet. Finzig Peter Geigers zweibändiges Werk ,, Krisenzeit — Liechtenstein in den
Dreissigerjahren " schneidet dieses Thema im Kontext der liechtensteinischen Aussenpolitik in
den Dreissigerjahren an. Zudem liefern die zwei Bánde eine detaillierte Beschreibung der
politischen Landschaft Liechtensteins, womit dieses Werk in zweierlei Hinsicht eine relevante
Basis für die Bachelorarbeit darstellt. Zur liechtensteinischen Politik in den Dreissigerjahren
sind zudem die Arbeiten Herbert Willes , Landtag und Wahlrecht im Spannungsfeld der
politischen Kräfte in der Zeit von 1918 — 1939" und Horst Carls ,, Liechtenstein und das Dritte
Reich" zu nennen. Für die Thematik des Austrofaschismus sind vor allem das umfangreiche
Werk Emmerich Talos® ,, Das austrofaschistische Herrschafissystem. Osterreich 1933-1938“,
Ulrich Kluges ,, Der ósterreichische Stündestaat 1934 — 1938" und der Sammelband von
Wolfgang Neugebauer und Emmerich Talos ,, Austrofaschismus. Politik — Okonomie — Kultur.
1933-1938“ zu erwähnen.
16 Wohlwend, Zeitungsgeschichte als Zeitgeschichte, S. 40.
7 Marxer, Medien in Liechtenstein, S. 300.
15 Seit 1934 sendete Vogelsang Berichte an amtliche deutsche Stellen, unter anderem über die politische Lage, wie
auch Listen von deutschen Emigranten und Juden in Liechtenstein. Am 23. Januar 1937 wurde Vogelsangs
Tätigkeit publik, als das Volksblatt ein belastendes Dokument publizierte. Am selben Tag wurde Vogelsangs
Wohnung und die „Vaterland“-Redaktion durchsucht, wobei weiteres belastendes Material beschlagnahmt wurde.
Vogelsang selbst konnte sich aber dem polizeilichen Zugriff entziehen, indem er sich mithilfe seiner Parteikollegen
nach Deutschland absetzte. Geiger, Krisenzeit 1, S. 454 — 458.
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