Volltext: Nachbar Ständestaat

galt/?" Andrerseits konstatiert Schremser, dass die beiden anderen Führungspersonen des 
Heimatdienstes, Alois Vogt und Otto Schaedler, zwar durchaus Sympathien für Elemente des 
Nationalsozialismus zeigten, aber für sie die deutschen Kontakte in erster Linie ein nützliches 
Mittel waren, die Bedeutung ihrer eigenen Bewegung zu erhöhen. Sie teilten weder die Ziele 
des nationalsozialistischen Eiferers Vogelsang, noch kümmerten sie sich permanent um die 
deutschen Kontakte, ihr Augenmerk lag primár auf der Landespolitik.??! Folglich ist zu 
konstatieren, dass innerhalb des  Heimatdienstes und in dessen Fortführung, der 
Vaterlándischen Union, eindeutig überzeugte Nationalsozialisten agierten, darunter Vogelsang, 
der als Schriftleiter des Parteiorgans das Erscheinungsbild des Heimatdienstes und der Union 
stark beeinflusste.?? Dennoch bestanden Vorbehalte von deutscher Seite und innerhalb der 
Heimatdienstführung wurden die Beziehungen vor allem aufgrund von Nützlichkeits- 
erwägungen geschätzt. Letztlich bleibt festzuhalten, dass das Programm und die Ziele der 
Bewegung dem Austrofaschismus wesentlich näher standen als dem Nationalsozialismus.*°* 
6.2 Widersprüchlichkeiten in der Volksparteipresse 
In Bezug auf den Nationalsozialismus ist zunächst zu erwähnen, dass sich in der Parteizeitung 
der Volkspartei zahlreiche Stellungnahmen finden, die sich eindeutig von national- 
sozialistischem Gedankengut distanzieren. Beispielsweise berichteten am 1. Juli 1933 die 
Liechtensteiner Nachrichten vom „Terror ohne Grenze“ des NS-Regimes, wie auch Sympathien 
für Österreich in seinem Kampf gegen die innere und äussere nationalsozialistische Bedrohung 
bekundet wurden.??* Dementsprechend verurteilte das Blatt auch die Terrorakte in Österreich, 
,die erwiesenermassen sámtlich von Nationalsozialisten angeregt und ausgeübt wurden??? 
Die Nachrichten richteten sich ebenfalls gegen grossdeutsche Propaganda, wonach 
Liechtenstein in das Reich einzugliedern sei, indem verkündet wurde: , Wir Liechtensteiner 
lehnen jedenfalls eine solche Angliederung in ein angebliches Mutterland ab und haben keine 
Sehnsucht nach Zustánden wie sie im heutigen Mutterland bekannt werden. 76 Dazu wurde 
noch angefügt, dass gerade die deutsche Behandlung Österreichs zur Vorsicht im Umgang mit 
dem Deutschen Reich mahne. Ferner missbilligte die Volksparteizeitung die antisemitischen 
Ausserungen im Liechtensteiner Heimatdienst.??" 
  
290 Walk, Liechtenstein 1933 — 1945, S. 388. 
??! Schremser, Zur Rolle Alois Vogts, S. 56. 
?? Geiger, Krisenzeit 1, S. 371. 
293 Ebd., S. 379. 
?9^ LN, 1.7.1933, S. 1. 
295 Ebd. 
?96 LN, 26.8.1933, S. 1. 
?97 LN, 19.12.1934, S. 1. 
37
	        

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