Volltext: Nachbar Ständestaat

Haltung des Heimatdienstes,?°® ist nach meiner Ansicht zu ersehen, dass sich das Parteiorgan 
jenseits des Werbens für die berufsständische Ordnung deutlich für den Nationalsozialismus 
aussprach. 
Dies wird unter anderem durch die Berichterstattung über den nationalsozialistischen Terror in 
Ósterreich ersichtlich. Zum einen versuchte man, die ósterreichischen Nationalsozialisten in 
Schutz zu nehmen, indem mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass für die Terrorakte die 
Marxisten verantwortlich seien und nicht, wie behauptet würde, die Nationalsozialisten,^9? 
welche ,sich entschieden gegen eine solche Zumutung verwahrten ^??? Zum anderen zeigt sich 
bei einem Bericht über die Hinrichtung zweier Putschisten im Zusammenhang mit dem Juli- 
Putsch, wie versucht wurde, diese als Helden zu stilisieren. Es wurde ausgeführt, dass sie „wie 
wahre Mànner starben", wobei einer der Putschisten solange den Ruf , Heil Hitler^ wiederholt 
habe, bis er durch den Strick erstickte.?"' Im Gegensatz dazu wurde in der Stellungnahme zum 
Tod Dollfuss' lediglich betont, dass jeder anstándige Mensch Mitleid mit dem ermordeten 
Bundeskanzler empfinden müsse, unabhängig wie man zu seinen politischen Ansichten 
stand.?? Die Bezeichnung Dollfuss‘ als „dort bejubelte, hier verhasste Persönlichkeit“ zeugt 
ferner von der distanzierten Haltung zum österreichischen Kanzler.”” Das Juliabkommen 1936 
fand im Liechtensteiner Vaterland positiven Widerhall. Doch mit der Betonung der „Stärkung 
des volksdeutschen Ansehens und Einflusses“ und dass nun „Dienst an Oesterreich Dienst am 
gemeinsamen Volkstum, lediglich in anderer Formverbundenheit“ sei, wird hier wiederum das 
Vorherrschen deutsch-völkischen Denkens ersichtlich.”* Für diese Orientierung hin zum 
Nationalsozialismus dürfte ferner bedeutend gewesen sein, dass der Austrofaschismus 
schwerlich Attraktivität entfachten konnte, war das Regime doch selbst in der eigenen 
Bevölkerung schwach verankert, ? was auch vom Heimatdienst thematisiert wurde.’ 
Der Blick in die Privatkorrespondenz Carl von Vogelsangs offenbart deutlich die Práferenzen 
des Heimatdienstredaktors. In einem Brief vom November 1935 bezeichnete er die 
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österreichische Regierung als ,,eine Gesellschaft von Schiffbrüchigen"^ ' wahrend er in Hitler 
  
268 Walk, Liechtenstein 1933 -1945, S. 385. 
269 LHD, 30.5.1934, S. 3, und LHD, 13.6.1934, S. 3. 
770 [ HD, 30.5.1934, S. 3. 
271 LHD, 4.8.1934, S. 3. 
?? L HD, 28.7.1934, S. 1. 
?5 LHD, 4.7.1934, S. 2. 
?^ VL, 15.7.1936, S. 1. 
275 Schausberger, Der Anschluss, S. 517. 
76 L HD, 19.10.1935, S. 1. 
?"LTLA RF 169/170/005/1, Brief Vogelsangs an Onkel Justin, 26.11.1935. 
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