4.3 Bekenntnis der Volkspartei zu Demokratie und Parteienwesen
Für die Volkspartei ist vorab zu erwähnen, dass in ihrem Parteiorgan, im Gegensatz zum
Heimatdienst und dem Volksblatt, für die Diskussion des politischen Geschehens in
Liechtenstein kaum auf die politischen Veränderungen Österreichs Bezug genommen wurde.
Demgemäss sind Artikel, die sich explizit mit dem ständestaatlichen Aufbau Österreichs
befassen, in den Liechtensteiner Nachrichten selten. Sind solche anzutreffen, wurde dabei,
anders als bei den zwei anderen Parteiblättern, nicht versucht zu erläutern, inwiefern Österreich
für Liechtenstein Vorbild sein könnte. So beschränkte sich die Berichterstattung über die Mai-
Verfassung Österreichs schlicht auf die Wiedergabe der Inhaltsangabe der Verfassung, die von
der amtlichen Nachrichtenstelle Wiens verbreitet wurde.??! Die dürftige Rezeption des Austro-
faschismus bei der Volkspartei dürfte zum einen von der grundsätzlich schweizerischen
Ausrichtung der Christlich-sozialen Volkspartei herrühren.)? Zum anderen ist bei der
Volkspartei auszumachen, dass sie als jene Partei, die wesentlich zum demokratischen Aufbau
? auch weiterhin bis zur Fusion 1936 für die Demokratie und, im
des Landes beitrug,"?
Gegensatz zur Bürgerpartei, auch für das Parteiensystem einstand. Beispielsweise bekráftigten
die Liechtensteiner Nachrichten im Leitartikel vom 21. Oktober 1933, angesichts des
Auftretens des Heimatdienstes, ihre demokratische Gesinnung wie auch ihre Fixierung auf die
Schweiz, indem unter anderem ausgeführt wurde: ,Aufhorchen müsste man, wenn das
Geburtsland der Demokratie mit seiner jahrhundertalten Erfahrung die Demokratie abschaffen
würde. Davon hórt man aber nichts. Auf wen, auf den Erfahrenen oder den Unerfahrenen soll
man vernünftigerweise mehr abstellen?“*°*
Mit stándestaatlichen Ideen setzte sich das Volksparteiblatt primár im Zusammenhang mit dem
Heimatdienst auseinander. Dabei wurde mehrmals in Artikeln der Liechtensteiner Nachrichten
Stellung gegen die Punkte des Heimatdienstprogramms genommen, dass die Parteien in
Liechtenstein abzuschaffen und der Stándestaat zu errichten sei." Hierzu wurde unter anderem
vonseiten der Volkspartei kritisiert, dass der Heimatdienst die Parteien für alle Übel
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verantwortlich mache,” sich lediglich ,,politischer Modeerscheinungen" aus dem Ausland
bediene?" und die Forderung nach einem autoritüren Stündestaat die Beseitigung der
?0 LN, 5.5.1934, S. 2.
202 Geiger, Krisenzeit 1, S. 62.
203 Wille, Landtag und Wahlrecht , S. 106 — 107.
2041 N, 21.10.1933, S. 1.
205 LN, 8.11.1933, S. 1, LN, 14.3.1934, S. 1, und LN, 11.4.1934, S. 1.
206 | N, 8.11.1933, S. 1.
27 LN, 23.12.1933, S. 1.
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