der schweizerischen Bundesverfassung“ bestehend aus den frontistischen Bewegungen der
Nationalen Front, der Neuen Schweiz und dem Aufgebot wie auch den Jungkonservativen im
September 1934 eingereicht wurde.!?? Bei den Initianten fanden sich ebenfalls Vorstellungen
zur Errichtung eines autoritáren Stándestaats in der Schweiz.? Mit der deutlichen Ablehnung
der Totalrevision im September 1935 scheiterte aber auch in der Schweiz der Versuch, über
eine Initiative einen radikalen Staatsumbau zu verwirklichen."^ Vogelsang besuchte mit
weiteren Heimatdienstlern im Márz 1934 eine Werbeversammlung der Nationalen Front in
Buchs, die vom Redaktor der Zeitschrift ,,Die Front" Eduard Rüegsegger geleitet wurde, und
war auch um Kontaktaufnahme mit der Nationalen Front bemüht. Folglich ist davon
auszugehen, dass der Heimatdienst in gewissem Grad auch von der Initiative zur Totalrevision
der Bundesverfassung inspiriert wurde. Dennoch etablierten sich keine engeren Verbindungen
zwischen dem Heimatdienst und frontistischen Bewegungen in der Schweiz."
In Bezug auf den Austrofaschismus ist ferner zu sehen, dass sich der Heimatdienst für die
Legitimierung seines Programms ebenfalls stándig auf die Sozialenzyklika Quadragesimo
Anno berief." Dementsprechend galt im Kontext der Proporz- und Stündestaatsinitiative die
Losung ,,Wir kàmpfen FÜR Quadragesimo Anno! GEGEN Status quo!*'?* Gleichfalls bediente
sich der Heimatdienst bei Freiherr Karl von Vogelsang als Vordenker der stándestaatlichen
Idee.?? Dabei wurde auch versucht, mit dem Verweis auf die liechtensteinische Staatsbürger-
schaft Vogelsangs und der Mitgliedschaft seines Enkels im Heimatdienst die Bewegung als
geistiges Erbe Karl von Vogelsangs zu gerieren.? Somit ist Biedermann beizupflichten, dass
sich der Heimatdienst der gleichen Quellen wie der Austrofaschismus für ihr stándestaatliches
Programm bediente.?! Die führenden Zeitungen des katholischen Milieus in Österreich, die
Reichspost, die als offizióses Organ des Austrofaschismus galt, ^ und die intellektuell
einflussreiche Schönere Zukunft, die sich allgemein um eine Verständigung mit dem
Nationalsozialismus bemühte, '** widmeten sich in Artikeln der neuen ständischen Bewegung
in Liechtenstein, die der Heimatdienst in seinem Blatt sogleich publizierte.!** Im Anschluss an
122 Stadler, Die Diskussion um eine Totalrevision, S. 128.
175 Kley, Historisches Lexikon der Schweiz 3, S. 27 — 35.
74 Wolf, Faschismus in der Schweiz, S. 242.
PS5TLILA RF 169/170/005/77, Brief Vogelsangs an Eduard Rüegsegger, 29.5.1934.
126 Geiger, Krisenzeit 1, S. 387.
127 Als Beispiele seien genannt: LHD 28.10.1933 S. 1, LHD, 10.1.1934, S. 3 — 4, und LHD, 12.5.1934, S. 1.
128 LHD, 30.3.1935, S. 2.
79? L HD, 24.2.1934, S. 1, und LHD, 1.9.1934, S. 1.
3? T HD, 24.2.1934, S. 1.
P! Biedermann, Der Liechtensteiner Heimatdienst, S. 44.
132 Ebner, Politische Katholizismen in Österreich, S. 189.
7? Hanisch, Die Ideologie des politischen Katholizismus, S. 30 — 31.
134 Artikel der Reichspost in: LHD, 9.6.1934, S. 3, Artikel der Schóneren Zukunft in: LHD, 16.6.1934, S. 3.
19