6 Diskussion
Ausgehend von den Leitfragen (vgl. Kapitel 4.1) werden im Folgenden die
Forschungsergebnisse auf drei Ebenen zusammengefasst und diskutiert. In einem ersten Teil
werden die zentralen Ergebnisse der Einstellung und der Zufriedenheit mit der
Umsetzungspraxis dargestellt. In einem zweiten Teil werden Zusammenhänge und
Unterschiede beschrieben. Im Ausblick wird die Relevanz der Ergebnisse herausgearbeitet
und Handlungsempfehlungen für die weitere Praxis formuliert.
6.1 Einstellung und Faktoren, die diese beeinflussen
Bei den im FL befragten Lehrpersonen kann insgesamt eine eher positive Einstellung zur
Integrativen Schulung gemessen werden. Die Werte der Gesamtpopulation sind über dem
theoretischen Mittelwert der Skalen und können somit als vorsichtige Zustimmung zu dieser
Innovation gewertet werden.
Die Lehrpersonen scheinen die wachsenden fachlichen Anforderungen mit Steigung der
Schulstufe kritisch einzuschätzen. 80% beurteilen den Kindergarten als geeigneten Ort für
Integrative Schulung, nur noch 60% sehen die Primarschule als geeignet und lediglich 40%
der Lehrpersonen beurteilen die Sekundarstufe als geeignet für den gemeinsamen
Unterricht.
Aus diesen Ergebnissen kann man folgern, dass bei der Beurteilung dieser Thematik
pädagogisch-fachliche Argumente eine Rolle gespielt haben mögen. Bei der Betrachtung auf
gesellschaftlich-ethischer Ebene hätten sich die Werte nach Schulstufe vermutlich nicht so
hoch unterschieden; der Wert des Zusammenlebens bzw. des gemeinsamen Unterrichts
hätte damit auf allen Schulstufen eher gleiche Priorität.
Beurteilung der Chancen und Risiken
Es lässt sich erkennen, dass die Lehrpersonen die sozialen Aspekte der Integrativen Schulung
am positivsten bewerten, der Leistungskomponente stehen sie im Vergleich weniger positiv
gegenüber. Auch Amrhein (2011) konnte diese Tendenzen in ihrer Studie beobachten. Dieser
Befund lässt den Schluss zu, dass die in den letzten Jahren gewonnen Erkenntnisse bezüglich
der positiven Auswirkung auf die Leistungsentwicklung der Kinder mit Behinderung in einer
Integrativen Schulung (vgl. dazu Studien von Bless, 2011, Bless, 2004, Liesen & Luder, 2011,
Sermier Dessemontet, Benoit & Bless) die Einstellung der Lehrpersonen nicht massgeblich
beeinflusst hat. Dies könnte sich zum einen damit erklären, dass die Einstellung ein starres
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