Umgekehrt ist aber im Veränderungsprozess dem Einbezug aller Betroffenen eine
zentrale Bedeutung zuzumessen. Eingehen auf die Bedürfnisse der Beteiligten und
genügend Zeit dürften hier die wichtigsten Faktoren sein, wobei klare Zielvorgaben
äusserst hilfreich sind (2005, S. 330).
In diesem Teil werden Forschungserkenntnisse beschrieben, die sich einerseits mit
persónlichen und andererseits mit strukturellen Faktoren befassen, die die Einstellungen der
Lehrpersonen zur Integrativen Schulung beeinflussen. Es werden Studien des
deutschsprachigen Raumes analysiert und nachfolgend dargestellt.
3.3.1 Persönliche Determinanten
Integrationserfahrung
Gebhardt et al. (2014) konnten bei Lehrpersonen in Österreich einen positiven Trend zur
Einstellung gegenüber Integrativer Schulung feststellen. Diese Tendenz beobachteten auch
Greminger, Tarnutzer und Vernetz (2005) in der WASA-Studie, wonach Lehrpersonen aus
einem Kanton, in dem die Integrative Schulung seit 1993 kontinuierlich ausgebaut wurde,
diese positiver bewerteten als Lehrpersonen aus Kantonen, in denen diese Schulungsform
noch nicht so lange eingeführt war. So nennt auch Cloerkes die Integration und Inklusion
einen Prozess, „der in besonders günstiger Weise kognitive, affektive und konative
Komponenten von Einstellungen trianguliert und soziale Vorurteile vermeiden hilft und zur
Entstigmatisierung von Menschen mit Behinderung beiträgt“ (2007, S. 215).
Lehrpersonen unterscheiden nach Art der Behinderung
In Studien, in denen untersucht wurde, bei welcher Art der Behinderung Lehrpersonen am
wenigsten Vorbehalte äussern, zeigt sich, dass sie am positivsten zur Integration von Kindern
mit einer körperlichen Behinderung eingestellt sind (Amrhein, 2011, Bless, 2004, Bless, 2012,
Gebhardt et al. 2011, Sermier Dessemont,Benoit & Bless, 2011). Die wenigste positive
Zustimmung erhalten integrative Formen mit Kindern mit einer Geistigen Behinderung oder
starken Auffälligkeiten im Verhalten. Gebhardt, Schwab und Tretter (2014) stellten fest, dass
insbesondere bei der Integration von Kindern mit schwierigem Verhalten die Sorge besteht,
dass der gemeinsame Unterricht zu einer Benachteiligung der übrigen Kinder führen könnte.
In Studien, bei denen die Einstellung zur Integration von Kindern mit schwer-mehrfacher
Behinderung auch erfragt wurde, schnitten diese bei den Einstellungswerten am
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