Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Donat Büchel 
Arbeiter[.] Eine moderne Krankenversicherung[.] Die Aufwertung der 
Kronen-Einlagen. Was hat die Volkspartei gehalten? Nichts[.] Die Bür- 
gerpartei aber hat: Arbeit in größtem Umfange geschaffen[.] Die Straßen 
verbessert und entstaubt[.] Den Binnenkanal in Angriff genommen u. die 
Rietentwässerung vorbereitet[.] Eine moderne Unfallversicherung ein- 
geführt[.] Die Aufwertung der Krone beschlossen und vorbereitet[.] Vor 
allem aber die Finanzen nach dem Zusammenbruch von 1918 [sic!, wohl 
1928] glücklich wieder geordnet.»® 
Auch der immer schmutziger geführte Wahlkampf war ein Thema. 
Als Schuldigen dafür machte man die jeweils andere Partei aus. Im 
Januar 1926 klagten die Liechtensteiner Nachrichten: «Der Wahlkampf 
ist auf der Gegenseite so entartet geführt worden, hat so den Boden der 
persönlichen und politischen Anständigkeit verlassen, dass man sich ent- 
setzt an den Kopf greifen muß.» Für die eigene Seite nahm man dage- 
gen in Anspruch, anständig geblieben zu sein. Das Volksblatt betonte 
beispielsweise 1928, «daß wir den Kampf sachlich geführt haben, ohne 
kleinliche Angriffe auf die Personen als solche, wie das die Führer der 
Volkspartei gerade wieder getan haben».” Dass die politischen Rivalen 
überhaupt zu diesen verwerflichen Mitteln greifen mussten, sah man als 
indirektes Kompliment an die eigene Partei an. «Kann man deutlicher 
dokumentieren, daß die Herren Gegner mit sachlichen Mitteln gegen 
das heutige Regime nicht aufkommen können?», fragten die Liechten- 
steiner Nachrichten 1926 rhetorisch und antworteten gleich selbst: 
«Wahrlich nicht!»° 
Viele der gegenseitig erhobenen Vorwürfe sind inhaltlich und häu- 
fig sogar begrifflich identisch. Die Kontrahenten warfen sich «Vergewal- 
tigung» der Gegenseite,“ «Gewaltherrschaft»”° sowie «Demagogie»”! 
  
65  Liechtensteiner Volksblatt, 12. Mirz 1932. 
66  Liechtensteiner Nachrichten, 16. Januar 1926. 
67  Liechtensteiner Volksblatt, 19. Juli 1928. 
68  Liechtensteiner Nachrichten, 9. Januar 1926. Analog zum Beispiel Liechtensteiner 
Volksblatt, 14. Juli 1928. 
69 Zum Beispiel Liechtensteiner Volksblatt, 24. Mirz 1926, und Liechtensteiner Nach- 
richten, 13. Juli 1928. 
70 Zum Beispiel Liechtensteiner Volksblatt, 14. April 1926, und Liechtensteiner Nach- 
richten, 15. März 1932. 
71 Zum Beispiel Liechtensteiner Volksblatt, 12. Juli 1928, und Liechtensteiner Nach- 
richten, 13. Juli 1928. 
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