Liechtensteinische Geschichtswissenschaft
sämtliche Jahrbücher des Historischen Vereins sowie die Reihe Liech-
tenstein Politische Schriften (LPS).
Andererseits existieren durchaus Quellenlücken, namentlich bei
privaten Institutionen. Viele Firmen oder Familienunternehmen haben
regelmässig «aufgeräumt» und alles «alte, unnütze Zeug» weggeworfen.
Vollständige Sammlungen und Archive sind sehr selten, denn im Zuge
des oft rasanten Aufschwungs wurden alte Unterlagen nicht mehr auf-
bewahrt. Zum Glück gibt es aber auch Ausnahmen, etwa die Liechten-
steinische Landesbank'® und die VP Bank oder das grösste Unternehmen
des Landes, die Hiltı AG, die vor wenigen Jahren löblicherweise ein
Archiv eingerichtet hat. Allerdings fehlen diesem Archiv die wichtigsten
Quellen für eine detaillierte Unternehmensgeschichte, nämlich die Ge-
schäftsberichte aus den ersten Jahrzehnten des Unternehmens.
Institutionen und Infrastruktur
Zwar gibt es in Liechtenstein keine Universität mit historischem Insti-
tut, doch existiert durchaus eine wissenschaftliche Infrastruktur. An ers-
ter Stelle zu nennen ist hier der Historische Verein für das Fürstentum
Liechtenstein, der sich seit mittlerweile mehr als einem Jahrhundert um
die historische Forschung bemüht. Das Jahrbuch des Vereins ist eine
wichtige Publikationsplattform für liechtensteinische Geschichte.
Immer wieder lanciert der Historische Verein Forschungsprojekte, was
ihm nur deshalb möglich ist, weil er regelmässig durch die öffentliche
Hand und durch private Gönner unterstützt wird. So entstanden etwa
Publikationen über die liechtensteinische Einbürgerungspraxis seit dem
19. Jahrhundert!? oder das auf mehrere Jahrzehnte angelegte Liechten-
steinische Urkundenbuch. Der Verein tritt zudem regelmässig als Verle-
ger auf. Eine prachtvolle Ausstattung mit reichhaltigen Illustrationen der
Bücher ist dabei der liechtensteinische Standard. Speziell in der Archäo-
logie als schriftloser Variante der Geschichte spielte der Historische Ver-
18 Siehe Merki, Wandel.
19 Siehe Argast, Einbürgerungen; Biedermann, Überzeugung; Marxer, Bürgerrechts-
kauf; Schwalbach, Bürgerrecht.
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