Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Kunstsoziologische Forschung im Fürstentum Liechtenstein 
Malins Aufgabe’* und Gottfried Hilti sollte den Figurensockel mit In- 
schrift und ein Brunnenbecken liefern.”” Bereits am 11. Januar 1957, vor 
Abschluss der Verträge mit den Bildhauern, war es mit dem Austritt des 
Triesner Lehrers Josef Büchel aus der Denkmal-Kommission zu einem 
kleinen Eklat gekommen: «Weiland Fürst Johannes II. ist mir in seiner 
Güte und Einfachheit doch zu gut, als dass er im Zerrbild eines ausge- 
sprochenen Expressionismus dem liechtensteinischen Volke vorgestellt 
wird. Denn nach der heutigen [...] brüsken Erklärung Malins kann 
nichts anderes herauskommen.»”® Buchel erklarte, dem Mehrheitsbe- 
schluss der Kommission nicht zustimmen zu können, «[...] da die 
Gefahr bestände, ein zu modernes Standbild des Fürsten zu erhalten, das 
den Gefühlen des Volkes absolut widerspreche».”” Es muss jedoch 
betont werden, dass seitens der Kommission nur eine moderne Porträt- 
darstellung infrage kam. Man war froh, den Auftrag im Land vergeben 
zu konnen.” 
Entstanden ist ein Standbild mit einer Höhe von rund drei Metern, 
eine abstrahierte, blockhafte Skulptur, ausgeführt in Castione-Granit, 
geschliffen und poliert. Die Figur mit einem ernsten Gesichtsausdruck 
wurde in den Details auf das Wesentliche reduziert, lediglich eine Hand 
schiebt sich durch den angedeuteten Gewandsaum. Die Moderne war im 
Land angekommen und beunruhigte Volkes Seele, gleichwohl Malin sich 
bemüht hatte, eine Figur zu meisseln, die den neuen künstlerischen For- 
derungen seiner Zeit gerecht werden, zugleich aber einer mehr retro- 
spektiven Kunstauffassung entgegenkommen sollte. Gesellschaft und 
moderne Kunst standen noch nicht auf Augenhöhe. Statt der geplanten 
Aufstellung in der damaligen Grünanlage vor dem Regierungsgebäude 
wurde 1967 eine neue Lösung im Wieshang bei der Vaduzer Pfarrkirche 
St. Florin zwischen Landstrasse und fürstlicher Gruft gefunden.” 
  
74 LILA, RF 270/104, Werkvertrag zwischen der Fürstlichen Regierung und Georg 
Malin, 3. Juni 1957. 
75 Ebenda, Werkvertrag zwischen der Kommission für das Fürst-Johannes-Denkmal 
und Gottfried Hilti, 11. Juni 1957. 
76 Ebenda, Josef Biichel an Fürstliche Regierung, Triesen, 11. Januar 1957. 
77 Ebenda, Protokoll über die 7. Sitzung des Ausschusses zur Errichtung eines Fürst 
Johannes II. Denkmales, 11. Januar 1957. 
78 Ebenda, Ergänzungen zum Protokoll vom 11. Januar 1957, 15. Januar 1957. 
79 Die Skulptur von Georg Malin war 1960 fertiggestellt, Sockel und Brunnenbecken 
von Gottfried Hilti folgten 1965. 1967 Enthiillung des Denkmals. Wegen des anstei- 
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