Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Kunstsoziologische Forschung im Fürstentum Liechtenstein 
der Pfarrkirche St. Laurentius in Schaan ausgeführt und sich damit für 
weitere Aufträge empfohlen. Johannes Troyer, ein gebürtiger Südtiroler, 
war nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich 1938 mit sei- 
ner jüdischen Frau und seiner Mutter nach Liechtenstein gekommen. Er 
war zu dieser Zeit kein Unbekannter mehr im Land. 1937 hatte er Male- 
reien am Rathaus in Vaduz geschaffen,™ 1938 wurden seine Entwürfe für 
die Glasfenster der Theresienkirche in Schaanwald ausgeführt und posi- 
tiv beurteilt.” Anders war es um seine überlebensgrosse Christkönigs- 
statue über dem Altar in der Theresienkirche bestellt, die Anlass zu einer 
Kampagne gegen eine befürchtete Verschandelung des Gotteshauses 
durch Troyer-Figuren nach sich zog.” Auch in Triesenberg formierte 
sich eine Opposition gegen die aus heutiger Sicht für die Gesellschaft im 
Fürstentum Liechtenstein zu frühe moderne Gestaltung der Glasfenster 
für die Pfarrkirche St. Josef von 1939.” 
Am 12. April 1939 tagte in Vaduz das Preisgericht mit Kanonikus 
Anton Frommelt sowie den beiden Bildhauern Hermann Hubacher aus 
Zurich und Professor Ferdinand Liebermann aus Munchen.’ Sie ent- 
schieden unter den Teilnehmern aus der Schweiz, Osterreich, Deutsch- 
land und Liechtenstein zugunsten des Schweizer Steinbildhauers und 
Bronzeplastikers Franz Marcel Fischer und stimmten für die Realisie- 
rung seines Projektes einer lebensgrossen Bronzebüste des Komponisten 
mit Inschrift-Tafel und Symbolen der Musik.” Zu den übrigen einge- 
reichten und abgelehnten Entwürfen ist nur wenig bekannt. Im Proto- 
koll der Jurierung sind die Projekte mit Kennworten aufgeführt, sodass 
eine Zuordnung zu den Künstlern nicht möglich ist. Sie schieden aus, 
weil sie teils «als konventionell, plastisch ungenügend und in der Situa- 
tion völlig fremd in Massstab und künstlerischer Auffassung» beurteilt 
  
54 Herrmann, Kunstdenkmäler, Bd. IT, S. 305. 
55 Herrmann, Kunstdenkmäler Bd. I, S. 213-214. 
56  Ebenda, S. 211. 
57 Herrmann, Kunstdenkmiler, Bd. II, S. 179-180. 
58 LILA, RF 176/322/80, Protokoll der Jurierung am 12. April 1939. 
59 Ebenda, Punkt 3: «Die Jury empfiehlt als einzigen den Verhältnissen wirklich Rech- 
nung tragenden Entwurf: Gliederung.» LI LA, RF 176/322/127-166, Korrespon- 
denz Franz Fischer mit der Fiirstlichen Regierung, 1939-1940. Zu Franz Marcel 
Fischer siehe Kellenberger/Frommelt, Anton Frommelt, S. 148-150; Gamper- 
Fischer, Franz Fischer. 
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