Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Kunstsoziologische Forschung im Fürstentum Liechtenstein 
herrschte in den Köpfen in Bezug auf eine künstlerische Tätigkeit noch 
traditionelles Denken, wie von Anton Gstöhl (*1939) zu erfahren ist. 
Der Balzner hatte seine Leidenschaft für die Kunst früh erkannt, doch 
fand er innerhalb der Familie wenig Verständnis: «Was, in eine Kunst- 
schule! In den Ferien kannst du heuen!», hiess es, oder «Kunst, was 
willst du mit Kunst?» 
Kunstschaffen und Gesellschaft 
auf Augenhöhe? 
1967 ist anlässlich der Werkpräsentation «Liechtensteiner Künstler stel- 
len aus» bereits von einer beachtlichen Zahl an ausübenden Künstlern 
die Rede. Die Ausstellung war anlässlich der Vermählung des Erbprin- 
zen Hans-Adam von und zu Liechtenstein mit Marie Gräfin Kinsky 
konzipiert und am 27. Juli 1967 in der Realschule Vaduz eröffnet wor- 
den. Doktorand Alois Büchel, der spätere Leiter des Theaters am Kirch- 
platz in Schaan, formulierte seine Bedenken in seiner Vernissage-Rede, 
die teils einer Art Publikumsbeschimpfung gleichkam: «Erlauben Sie mir 
die vielleicht kühne Formulierung, Liechtenstein als ein zwar zur Kunst 
fahiges, aber nicht allzu kunstbewusstes Volk zu bezeichnen, die Refle- 
xion hinkt den natürlichen Anlagen nach. Im Verhältnis zur beachtlichen 
Anzahl von ausübenden Künstlern verschwindet das zu echter Reflexion 
fahige Publikum, wenn sich auch in den letzten Jahren parallel zur 
gesamten wirtschaftlichen und geistigen Umschichtung Liechtensteins 
eine starke Veränderung bemerkbar gemacht hat.»?° Liechtensteins über- 
schaubares Staatsgebilde mit seinen politischen Einrichtungen bewertete 
Büchel als vorteilhaft, denn man könne noch sagen, dass dieses Land 
dem Künstler günstig gesinnt sei.” Jedenfalls werde der Besucher 
erstaunt sein, in einem so kleinen Land eine solche Vielfalt künstlerischer 
Manifestationen zu entdecken, heisst es im Vorwort der Begleitbro- 
schiire zur Ausstellung.?® 
  
25  Brunhart/Brunhart, Anton Gstéhl, S. 60. 
26 Sammlung Stiftung DKL, Alois Biichel, cand. phil., Vaduz. Ansprache anlässlich der 
Vernissage fiir die Ausstellung Liechtensteiner Kiinstler, 27. Juli 1967, Typoskript. 
27  Ebenda. 
28  Liechtensteiner Kiinstler stellen aus, ohne Paginierung. 
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