Fabian Frommelt
Maria Rheinberger (1821-1895), die als Ehefrau des Vaduzer Post-
meisters Johann Georg Rheinberger und fünffache Mutter dem bürger-
lichen Familienideal weitgehend entsprochen haben dürfte, führte nach
ihrer Verwitwung während sechs Jahren als k. k. Postmeisterin das Post-
amt Vaduz."
Einkommen
Wichtige Anhaltspunkte zur sozialen Differenzierung sowohl zwischen
den gesellschaftlichen Schichten als auch innerhalb einer einzelnen
Schicht wie des Bürgertums ergeben sich aus den jeweiligen Einkom-
men.?® In diesem Sinne sind folgende Angaben zu den Beamtenbesol-
dungen im Jahr 1848 aufschlussreich:!*
Der Landesverweser stand mit dem beträchtlichen Gehalt von 1748
Gulden erwartungsgemäss an der Spitze, gefolgt vom Rentmeister mit
1017 Gulden, dem Waldbereiter mit 899 Gulden und dem Grundbuch-
führer mit 763 Gulden. Der Amtsschreiber bezog noch 376 Gulden, die
Kanzlisten 360 Gulden, der Landschaftsarzt 207 Gulden, der Landestier-
arzt 120 Gulden. Es bestand also schon unter den qualifizierten Beamten
ein grosses Gefälle, das jedoch auch mit unterschiedlichen Beschäfti-
gungsgraden zu tun gehabt haben dürfte. Am unteren Ende der Skala
standen die einfachen Waldheger mit 15 und die Weingartenaufseher mit
11 Gulden: Dabei konnte es sich nur mehr um einen Zuerwerb zu einer
primär landwirtschaftlichen oder gewerblichen Haupttätigkeit handeln.
Die Zahlen lassen sich besser einordnen, wenn man weiss, dass der
Lohn der Polizeiminner — das waren 182 Gulden und 30 Kreuzer — so
bemessen wurde, dass er den Lebensunterhalt eines unverheirateten
Mannes decken konnte.!* Auch der Landschaftsarzt konnte somit allein
aus seiner Besoldung (207 Gulden) eine Familie kaum ernähren und war
auf weiteren Verdienst aus seiner Privatpraxis angewiesen.
137 Rudolf Rheinberger, «Rheinberger, Maria», in: HLFL, S. 762.
138 Siehe Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 132-133.
139 Nachstehende Zahlen stammen aus Vogt, Verwaltungsreformen, S. 77, Besoldungs-
tabelle.
140 Vogt, Verwaltungsreformen, S. 101.
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