Martina Sochin D’Elia und Fabian Frommelt
Der abschliessende Beitrag «Betrachtungen über die liechtensteinische
Geschichtswissenschaft» von Christoph Maria Merki nimmt eine grund-
sätzliche Perspektive ein und reflektiert die Voraussetzungen histori-
scher Forschung im Kleinstaat. Der ehemalige Institutskollege Peter
Geigers und Rupert Quaderers konstatiert einen durch die Kleinheit des
Landes bedingten Mangel an kontinuierlicher Forschung und eine aus-
baufähige wissenschaftliche Infrastruktur. Er stellt eine Distanz zur aka-
demischen Geschichtsschreibung fest, die er etwa an einer geringen
theorieförmigen Durchdringung der Forschung festmacht, und bemän-
gelt das weitgehende Fehlen eines wissenschaftlichen Diskurses und
einer kritischen Auseinandersetzung mit Forschungsresultaten und For-
schungspositionen. Andererseits hält er fest, dass das öffentliche Inte-
resse an Geschichte erfreulich hoch ausfalle und es im Verhältnis zur
Grösse des Landes um die institutionellen sowie finanziellen Vorausset-
zungen gut bestellt sei. Dennoch empfiehlt er die baldige Einrichtung
einer kontinuierlichen Forschungsförderung, etwa im Sinne eines For-
schungsfonds, was die Behandlung weiterer dringender Themen der
liechtensteinischen Geschichtsforschung ermöglichen würde.
Die Beiträge dieses Bandes sind im wissenschaftlichen und pädagogi-
schen Forschungs- und Tätigkeitsfeld Peter Geigers und Rupert Quade-
rers angesiedelt. Sie reflektieren den bestehenden Wissensstand und füh-
ren teils darüber hinaus. Wenn sie da oder dort neue Einsichten und
Denkanstösse vermitteln und Perspektiven für die weitere Geschichts-
forschung aufzeigen und wenn sie zudem den Leserinnen und Lesern
und besonders den beiden Jubilaren ein wenig Freude bereiten, ist das
Anliegen dieses Buches erfüllt: Geschichte erforschen — Geschichte ver-
mitteln.
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