Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Einleitung 
Die österreichische Juristin Elisabeth Berger ist ebenfalls eine ehemalige 
Forscherkollegin von Peter Geiger und Rupert Quaderer am Liechten- 
stein-Institut. Dort beschäftigte sie sich intensiv mit Fragen der Rechts- 
rezeption in Liechtenstein sowie mit der Reform des liechtensteinischen 
Ehe- und Familienrechts. Ihr Beitrag «Besonderheiten des liechtenstei- 
nischen Eherechts» analysiert die Entwicklung des Eherechts hinsicht- 
lich seiner aus der Schweiz und aus Österreich rezipierten Anteile sowie 
hinsichtlich der eigenständig geschaffenen «liechtensteinischen Beson- 
derheiten». Durch letztere — etwa die bis 1974 nicht gegebene Moglich- 
keit der Ehescheidung — hob sich die konservative liechtensteinische 
Gesellschaft lange Zeit von ihren Nachbarstaaten ab. 
Geschichte und Politik 
Die Uberzeugung, dass historische oder allgemein geistesgeschichtliche 
Forschung eine gesellschaftliche und politische Relevanz und Resonanz 
hat, ist Ausgangspunkt der drei Beiträge dieses Kapitels. Sie zeigen, wie 
Geschichtsbilder und Geschichtskonstruktionen politische Haltungen 
prägen, wie Forschung zwischen die Mühlräder politischer Zielkonflikte 
geraten kann und wie historische Forschung mitunter von Regierungen 
für bestimmte politische Ziele eingesetzt wird. 
Carlo Moos gehörte von 2001 bis 2005 der von Peter Geiger gelei- 
teten Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Welt- 
krieg an. In seinem Beitrag «Hat «Geschichte eine gesellschaftliche 
Funktion?» nimmt er zur aufgeworfenen Frage pointiert und bejahend 
Stellung. Ausgehend von zwei Fallbeispielen — der schwankenden, von 
historischen Chiffren beeinflussten politischen Haltung der Schweizer 
Bevölkerung im Spannungsfeld von Absonderung und Offenheit sowie 
der erwähnten liechtensteinischen Historikerkommission — kommt er 
zum Schluss, die «schönste Aufgabe für Historikerinnen und Histori- 
ker» liege darin, mit dem Aufzeigen von Unrecht und Autoritarismen 
«für eine bessere Welt besorgt [zu] sein.» 
Der Romanist Hans Stricker stand während seiner Tätigkeit als 
Leiter des vom Historischen Verein getragenen Projekts Liechtensteiner 
Namenbuch in engem Kontakt zum damaligen Vereinsvorsitzenden 
Rupert Quaderer. Die von Hans Stricker in seinem Beitrag «Namenfor- 
schung im Spannungsfeld von Wissenschaftsfreiheit und Persönlich- 
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