Zollvertragsjubiläen
Zusammenarbeit darstelle. Die Zukunft des Vertrages hänge damit mehr
von äusseren Faktoren wie der grundsätzlichen europäischen Entwick-
lung ab als von den inneren Faktoren, namentlich den schweizerisch-
liechtensteinischen Beziehungen selbst.”
Und Fürst Hans-Adam II. ging anlässlich des 75-jährigen Zollver-
tragsjubiläums noch einen Schritt weiter, indem er zuerst die in der Ver-
gangenheit erfolgte Anpassungsfähigkeit der Schweiz an die liechtenstei-
nischen Zollvertragsbedürfnisse hervorhob und dann seine Rede mit den
fast schon pathetischen Worten abschloss: «Wenn wir heute das 75Jäh-
rige Bestehen des Zollvertrages feiern, so feiern wir ein Symbol, welches
stellvertretend für die engen Beziehungen zwischen unseren beiden Staa-
ten steht. Wir unterscheiden uns in Grösse und Tradition, es verbindet
uns aber sehr viel mehr, als dies üblicherweise zwischen zwei Nach-
barstaaten der Fall ist. Europa und die Welt werden sich in den nächsten
75 Jahren weiterhin stark verändern, aber ich bin sicher, dass unsere
guten Beziehungen alle diese Veränderungen überleben werden.»
Vom «Vergessen» der vergangenen Probleme
Im Rahmen von Jubiläumsansprachen ist der Redner oder die Rednerin
dazu geneigt, ausschliesslich Positives zu erwähnen. Negative Ereignisse
und Begebenheiten, Steine, die möglicherweise im Weg lagen, werden
häufig nicht erwähnt. Eine Jubiläumsfeierlichkeit ist ein festlicher Anlass
und soll deshalb nicht durch Negatives belastet werden. Auch wenn
die zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Liech-
tenstein an den jeweiligen Zollvertragsjubiläen von beiden Seiten als
freundschaftlich bezeichnet wurden, darf nicht vergessen werden, dass
es in dieser Beziehungsgeschichte durchaus auch konfliktreiche Situa-
tionen gab.
Aus den Reden, die liechtensteinische wie schweizerische Politiker
anlässlich des 50-jährigen und des 75-jährigen Zollvertragsjubiläums
56 Siehe Günther Fritz, «Der Zollvertrag hat sich sehr bewährt», in: Liechtensteiner
Vaterland, 9. Mai 1998, 5. 5.
57 Fürst Hans-Adam II, «Unsere guten Beziehungen werden alle Veränderungen
überleben», in: Liechtensteiner Vaterland, 11. Mai 1998, 5. 5.
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