Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Martina Sochin D’Elia 
sondern wurde von ihnen mit dem Geiste echter Freundschaft erfüllt», 
stellte Fürst Franz Josef II. in seiner Thronrede im Jahre 1973 fest.“ Der 
Begriff «freundnachbarschaftlich» wird seither, wenn es um die schwei- 
zerisch-liechtensteinischen Beziehungen geht, stets wieder bemüht. 
Auch dann, wenn sich die Schweiz wie beispielsweise im Jahr 2016 in der 
Frage der Erhebung von Quellensteuern von in Liechtenstein arbeiten- 
den und in der Schweiz wohnhaften Grenzgängern unnachgiebig zeigt.“ 
Das Hoffen auf das Verständnis des grösseren Vertragspartners be- 
mithte Liechtenstein besonders 1973 während der Feierlichkeiten zum 
50-jährigen Zollvertragsjubiläum. 1970 hatte sich Erbprinz Hans-Adam, 
der spätere Fürst Hans-Adam IL, in seiner viel beachteten «Rucksack- 
Rede» für eine vermehrte internationale Öffnung und eigenständige 
Aussenpolitik Liechtensteins ausgesprochen. Damit hatte er auch in der 
Schweiz ein Medienecho ausgelöst und war zuweilen auf Kritik gestos- 
sen.“ Auch wenn die politischen Vertreter Liechtensteins im Grundsatz 
zustimmten, machte es den Anschein, als ob sie anlässlich der Jubilä- 
umsfeierlichkeiten die Schweiz zu beschwichtigen versuchten. So äus- 
serte sich Walter Kieber als Vizeregierungschef im März 1973 im Liech- 
tensteiner Volksblatt: «Die enge Verbindung mit der Schweiz besitzt 
obersten Stellenwert in unserer Aussenpolitik, weil wir erkannt haben 
und in Zukunft sicher noch vermehrt erkennen werden, dass die Freund- 
schaft und der Beistand eines Nachbarstaates, der gegenüber unserem 
Kleinstaat als Partner auftritt, für uns unentbehrlich ist, und zwar auf 
Dauer. Auch die internationale und multilaterale Oeffnung unserer Aus- 
senpolitik kann nur aus dieser bilateral gesicherten Position heraus 
erfolgreich sein.»** Weiter betonte er die Modellhaftigkeit des Zollver- 
trags hinsichtlich des Umstands, dass ein stärkerer und grösserer Staat 
auf einen kleineren und schwächeren Staat Rücksicht nehme. Deutlich 
wird aus seinen Worten aber auch die Botschaft an die Schweiz für die 
Zukunft des Vertragswerks: «Wenn die Freundschaft zwischen Liech- 
41 Siehe dazu die Thronrede von Fürst Franz Josef II., abgedruckt in: Regierung des 
Fiirstentums Liechtenstein (Hrsg.), Thronreden, S. 123-125, hier S. 123. 
42 Siche dazu das Landtagsprotokoll vom 7. April 2016, S. 611-644. 
43 Siehe N. N., «Finen Fiirsten als Touristenattraktion?», in: Liechtensteiner Volks- 
blatt, 15. September 1970, S. 1. 
44 Walter Kieber, Mit Optimismus in die Zukunft! in: Liechtensteiner Volksblatt, 
31. März 1973, 5. 2. 
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