Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Zollvertragsjubiläen 
Die Schweiz hat diesen Dank an den offiziellen Jubiläumsfeiern gerne 
angenommen, wenn auch teilweise etwas relativiert, wie das Beispiel der 
Ansprache von Bundesrat Kaspar Villiger anlässlich des 75-Jahr-Jubilä- 
ums zeigt: «Der Zollvertrag hat sich sehr bewährt. Liechtenstein hat er 
eine sehr gute wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht. Er hat aber sicher 
auch der Schweiz etwas gebracht». Bundesrat Kaspar Villiger hat damit 
zumindest angedeutet, was Rupert Quaderer in seiner Arbeit zu den 
Zollvertragsverhandlungen nachgewiesen hat, nämlich dass mit dem 
Zollvertrag nicht nur die Interessen Liechtensteins berücksichtigt wur- 
den. Denn hinter dem von schweizerischer Seite geäusserten Willen, dem 
arg gebeutelten Kleinstaat zu helfen, standen auch ureigene Interessen. 
Mit dem Abschluss des Zollvertrages wurde es der Schweiz in den 
1920er-Jahren nämlich möglich, Einfluss auf die liechtensteinische 
Regierung und die liechtensteinische Gesetzgebung zu nehmen. Als ein 
Beispiel seien die fremdenpolizeilichen Angelegenheiten genannt, in die 
die Schweiz über mehrere Jahrzehnte hinweg wiederholt in ihrem Sinne 
korrigierend eingegriffen hat.” 
Die Schweiz als grosser Bruder 
Das Narrativ der Schweiz als grosser Bruder Liechtensteins, der für die 
Nöte und Bedürfnisse eines noch kleineren Staates Verständnis hatte, 
hielt schon ziemlich bald, nämlich zum 25-jährigen Zollvertragsjubi- 
läum, Einzug. Dabei fiel erstmals auch das Stichwort der «Zollverbrü- 
derung».“ Wiederholt haben anlässlich der offiziellen Jubiläen sowohl 
liechtensteinische Politiker wie auch Vertreter aus der Schweiz auf die 
«echte Freundschaft» der beiden Staaten hingewiesen. «Der Vertrag 
stellte in den Augen der Schweizer keine formale Angelegenheit dar, 
  
38 Günther Fritz, «Der Zollvertrag hat sich sehr bewährt», in: Liechtensteiner Vater- 
land, 9. Mai 1998, S. 5. 
39  Siche Quaderer-Vogt, Bewegte Zeiten, Bd. 3, S. 100-101, 105, 174; Sochin D’Elia, 
«Man hat es doch hier mit Menschen zu tun!», S. 149-232; Marxer/Heeb-Fleck, 
Die liechtensteinische Migrationspolitik, S. 42-50; Schwalbach, Biirgerrecht als 
Wirtschaftsfaktor, S. 76-82, 137-145. 
40 Siehe N. N,, Ein Vierteljahrhundert Zollvertrag mit der Schweiz, in: Liechtensteiner 
Volksblatt, 30. Mirz 1948, S. 1. 
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