Zollvertragsjubiläen
erstmals dem 10-jährigen Zollvertragsjubiläum und thematisierten in
besonderen Artikeln die Jubiläen des Zollvertrags von da an regelmässig
in Fünf-Jahres-Schritten, bis zum 30-jährigen Jubiläum.!® Die Abstände
vergrösserten sich in der Folge etwas, das heisst, man ging zu Zehn-Jah-
res-Schritten über und beging fortan noch das 40-jährige, das 50-jährige,
das 60-jährige und dann wieder das 75-jährige Jubiläum. In ihrer Spra-
che und den Inhalten, die anlässlich der Jubiläen jeweils hervorgehoben
wurden, ähneln sich die Beiträge in den beiden Zeitungen sehr. Das
Liechtensteiner Vaterland als Parteiorgan der Vaterländischen Union
war zumindest bis zum 25-jährigen Zollvertragsjubiläum zusätzlich
darauf bedacht, den erfolgreichen Abschluss des Zollvertrags parteipoli-
tisch auszuschlachten, indem man jeweils auch konkret der in ihren Rei-
hen verorteten «Haupakteure» gedachte, «die in hoher vaterländischer
Pflichtauffassung diese rettende Tat vollbrachten. Eine rettende Tat nicht
nur zur Beendigung ruinöser wirtschaftlicher Zustände, sondern auch in
politischer Hinsicht».!* Mit einem zusätzlichen Seitenhieb in Richtung
Fortschrittliche Bürgerpartei, die dem Zollanschluss an die Schweiz
zunächst mit Zurückhaltung begegnet war und die sich eine weniger
radikale Abkehr von Österreich gewünscht hatte, fuhr der Redaktor
fort: «Es gibt Leute, die das Ende des Zollanschlusses an das alte
Oesterreich nie verschmerzten und denen erst nach dem gewaltsamen
Anschlusse Oesterreichs [an NS-Deutschland, Anmerkung der Verfasse-
rin] bewusst wurde, dass durch den Zollanschluss an die Schweiz der
souveräne Fortbestand Liechtenstein[s] garantiert sei, und nach
Abschluss des zweiten furchtbaren Weltkrieges ist wohl jeder Liechten-
steiner sich dessen bewusst, dass ein Weiterbestand des Zollbündnisses
18 Eduard von Liechtenstein, ehemaliger Geschäftsträger der liechtensteinischen Ge-
sandtschaft in Wien, hatte 1945 in seinem Buch «Liechtensteins Weg von Österreich
zur Schweiz» seine Sicht der Verhandlungen niedergeschrieben. Dieses Buch wurde
im Jubiläumsjahr 1948 im Liechtensteiner Vaterland von Ferdinand Nigg in einer
über das ganze Jahr dauernden Artikelserie heftig kritisiert (siehe Liechtensteiner
Vaterland vom 27. März bis 25. Dezember 1948). Das Liechtensteiner Volksblatt
hingegen räumte Eduard von Liechtenstein die Plattform ein, sich ebenfalls in einer
Artikelserie gegen die Kritik von Ferdinand Nigg zu wehren. Zu Eduard von Liech-
tenstein und Ferdinand Nigg siehe Evelin Oberhammer, «Liechtenstein, Eduard
von», in: HLFL, S. 532; Donat Büchel, «Nigg, Ferdinand», in: HLFL, S. 652.
19 Siehe N. N., 25 Jahre Zollvertrag mit der Schweiz, in: Liechtensteiner Vaterland,
27. März 1948, 5. 1.
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