Väclav Horcicka
Agrarier, der Bund der Landwirte, erhielt von Fürst Franz (auf Ersuchen
von Prinz Alois) im Geheimen 350 000 Kronen für ihren Wahlfonds.®
Anderka empfahl, auf eine beschleunigte Lösung einzugehen, auch
wenn dies die Aufgabe der bisherigen Hinhaltetaktik bedeutete, deren
Ziel es gewesen war, so lange wie möglich in den Genuss der Erträge des
vom Staat konfiszierten Vermögens zu kommen. In diesem Sinne ver-
einbarte Anderka eine gemeinsame Position mit den Politikern. Aus-
schlaggebend war der «Verbleib der Besitzungen Jägerndorf, Karlsberg,
Sternberg mit Ausnahme des ehemaligen Forstamtes Olmütz, grosser
Teile von Neuschloss, Lundenburg, Eisbrub, Feldsberg und danach But-
schowitz oder Posorschitz einschliesslich [!] Wranau [...]». Anderka
rechnete damit, dass dem Fürstenhaus 45 000 bis 50 000 ha Land ver-
bleiben würden, besonders die ertragreichen, überwiegend in Nordmäh-
ren und Schlesien gelegenen Grossgrundbesitze. Dies sollte um 10 000
bis 15 000 ha mehr sein, als das Bodenamt ursprünglich angeboten
hatte.* Anderkas Bemühungen um eine Vereinbarung wurden vom
«Fürst-Liechtenstein’schen Finanzrechts-Consulenten» Dr. Rudolf Sie-
benschein, der im Gegensatz dazu empfahl, härter vorzugehen und Prag
unter Druck zu setzen, zwar verurteilt; die Vereinbarung mit dem Bo-
denamt wurde jedoch nach den Vorschlägen des Zentraldirektors abge-
schlossen.“
Am 6. März 1930 schloss das Haus Liechtenstein mit dem Boden-
amt die sogenannte Generalvereinbarung ab, die im November 1932
durch eine Zusatzvereinbarung ergänzt wurde. Dies taten die Liechten-
stein nicht ganz freiwillig, wenn auch — aus juristischen Gründen, wie sie
selbst bitter beklagten — in den Verträgen angeführt wurde, dass es sich
um eine «freiwillige» Einigung handle.“ Betroffen war insbesondere der
nerer, grossbäuerlicher Flügel jedoch verteidigte die Interessen der adeligen Gross-
grundbesitzer.
45 SL-HA, Fonds Kabinettskanzlei, Karton 1-111, 1930, Prinz Alois (?) an Kabinetts-
kanzlei, 18. November 1930, handgeschriebener Brief mit der Notiz, diesen nach
dem Lesen zu vernichten, was aus unbekannten Gründen nicht geschehen ist, Mar-
tin, No. 23/13 Präsidiale, 26. November 1930.
46 Ebenda.
47 SL-HA, Fonds Kabinettskanzlei, Karton 1-111, 1930, Siebenschein an Kabinetts-
kanzlei, 1. Februar 1930, No. Zl. 14/1/K/a.
48 LILA, V 143/32, Memorandum über die Frage der Enteignung Fürst Liechten-
stein’schen Grundbesitzes in der Tschechoslowakei, 29. Mai 1945, No. fehlt.
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