5.9.9 Asyl
Eine Anfragen um Asyl stellte im Bürgerheim die Ausnahme dar, dennoch wurde ein solches
gewährt. Ein Ordensbruder der Serviten in Innsbruck „hat von der Gestapo den Wink
bekommen, das Deutsche Reich nicht mehr zu betreten, da er zu frei gepredigt habe.“ “7
Daraufhin hatte sein Bruder in Bludenz beim hiesigen Bürgerheim vorgesprochen und um die
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Aufnahme seines Bruders gebeten, „bis er ihm die Einreise ins Reich wieder erwirkt habe.
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Der Gemeinderat sprach sich dafür aus und gewährte ihm Asyl.
5.9.10 Unterbringung ın einer Besserungsanstalt
Verhaltensauffällige Insass_innen wurden in der Versorgungsanstalt Bitzi in St. Gallen, also
auBer Landes, versorgt.’*’ Andere hingegen kamen gar nicht erst ins Armenhaus, sondern
wurden gleich schon in eine Erziehungsanstalt”® oder eine Besserungsanstalt respektive eine
Zwangsarbeitsanstalt gebracht. >>! Allein die Drohung mit der Unterbringung in einer
Besserungsanstalt reichte in manchen Fällen schon aus, die betroffene Person zur Besserung
anzuhalten. Gründe für eine Einweisung waren das Verhalten gegenüber der Familie”? bzw.
die Vernachlässigung von Familienpflichten”* oder wiederholte Strafverbüßung.”* Noch 1948
wurde die Gemeinde von Seiten der Regierung daran erinnert, dass es ihre Pflicht sei, auf
„arbeitsscheue“ und „liederliche“ Personen ein besonderes Augenmerk zu haben und
gegebenenfalls „dieselben in eine Besserungsanstalt einzuweisen.“ °° Die Regierung rügte,
dass die „Gemeinde in dieser Hinsicht allzugrosse Geduld“ °° übe, „da fast nie solche
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#7 GAS Gemeinderatsprotokoll 8. Juli 1939.
38 GAS Gemeinderatsprotokoll 8. Juli 1939.
9 Sein Verhalten gab Anlass, ihn in die Versorgungsanstalt Bitzi bei Biitschwil zu iiberfiihren.“ GAS
Gemeinderatsprotokoll 21. Oktober 1935. Schon zuvor wurde über eine Verwahrung im Arbeitshaus nachgedacht,
da dieser Gemeindebürger wegen Vagabundierens in benachbarten Schweizer Gemeinden aufgefallen war. GAS
Gemeinderatsprotokoll 25. August 1927. Die Kosten für den Aufenthalt in der Bitzi wurden je zur Hälfte von der
Gemeinde und vom Land getragen. GAS Gemeinderatsprotokoll 31. Dezember 1935. Nach dem Aufenthalt in der
Bitzi kam eben erwähnter Gemeindebürger wieder ins Bürgerheim. GAS Gemeinderatsprotokoll 19. April 1936.
50 GAS Gemeinderatsprotokoll 12. Januar 1950, 13. Januar 1951, 22. März 1951. Der Gemeindebürger Karl
wurde in einer Erziehungsanstalt im benachbarten Ausland untergebracht und sollte bei einer allfälligen
Entlassung im Armenhaus beschäftigt werden.
51 Aufgrund wiederholter Klagen der Frau, sollte ein Gemeindebürger „in eine Besserungsanstalt verbracht
werden“. GAS Gemeinderatsprotokoll 22. August 1938, 7. Juni 1941, 12. März 1947, 19. April 1947, 24. Februar
1949.
32 GAS Gemeinderatsprotokoll 31. 8. Juni 1946. GAS Gemeinderatsprotokoll 15. Februar 1947.
333 GAS Gemeinderatsprotokoll 22. August 1938, 7. Juni 1941, 12. Mirz 1947, 19. April 1947, 24. Februar 1949.
31 GAS Gemeinderatsprotokoll 24. Oktober 1936. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Funktionstréiger,
der zum wiederholten Male ein Fahrrad entwendete.
33 GAS Gemeinderatsprotokoll 31. Dezember 1948: Versorgung arbeitsscheuer und liederlicher Personen.
36 GAS Gemeinderatsprotokoll 31. Dezember 1948: Versorgung arbeitsscheuer und liederlicher Personen.
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