Durchreisende, welche krankheitsbedingt verpflegt werden mussten, in der Anstalt.*’! Der
Zentralisierungsversuch der Kranken- und Armenanstalt zu Schaan als „öffentliches
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Krankenhaus“ für „alle armen Kranken des Landes welcher mit einer entsprechenden
Verordnung 1873 vollzogen wurde, hat sich in der Praxis nicht durchgesetzt. Neben Personen
mit physischen Leiden fanden sich auch Alkoholiker innen in der Anstalt.“”* In diesem Fall
konnte der Eintritt auch auf Drängen der Gemeinde erfolgen.“** Knapp hundert Jahre später
wurde dafür gesorgt, dass Personen mit Alkoholproblemen aus der Anstalt entlassen und
gegebenenfalls einer klinischen Behandlung unterzogen wurden.“
Mit vermehrtem Aufkommen der Tuberkulose wurde durch die Tuberkulosefürsorge beim
Bürgerheim wegen der „Überlassung von zwei Zimmern“ *°
angefragt, um dort Kranke
unterzubringen. Diese Anfrage sollte negativ beantwortet werden, da die Zimmer anderwärtig
benötigt wurden. Weitere Anfragen der Regierung bezüglich der Unterbringung Tuberkulöser
wurden ebenfalls ablehnend beantwortet. Dies sei „nicht möglich und auch nicht erwünscht.“ 7
Ebensowenig wollte man an Tuberkulose Erkrankte aus der eigenen Gemeinde dort
unterbringen. *°® Diese wurden ins Bürgerheim nach Vaduz gebracht.“”” Dennoch gab es
vereinzelt Fälle von Insass_ innen, die an Tuberkulose erkrankt waren, wie der in den
Sanitätsberichten erwähnte Fall zeigt. °° Grundsätzlich war man der Auffassung ein
#1 GAS B238/42: Franzose, wurde von der Regierung in der Anstalt untergebracht und das Kostgeld für 32 Tage
vom landschaftlichen Armenfond getragen. GAS B239a/84: Italiener, wurde für 5 Tage untergebracht. GAS
B239a/86: Tiroler ebenfalls aufgrund Erschöpfung der Reise hier untergebracht, gleichzeitig wie der zuvor
erwähnte Italiener.
492 Besl, Spital. In: HLFL. Bd. 2, 890.
493 GAS Kostgeldbuch B239a/17 und GAS A 17/43/3 Regierungszuschriften betreffend die Armenanstalt Schaan.
Dieser „trunksüchtige jedoch vollkommen arbeitsfähige“ Insasse befand sich zwischen 1877 und 1881 fünf Mal
in der Anstalt, lediglich einmal ist der Vermerk „Trunksucht“ angeführt. Zeitweise war mit ihm seine Tochter
untergebracht.
%4 Die der Trunksucht ergebene M. S. derzeit in Mauren soll wieder in das Armenhaus nach Schaan gebracht
werden.“ GAS Gemeinderatsprotokoll 6. Juli 1885.
95 GAS Gemeinderatsprotokoll 11. Mérz 1976: Information über die Sitzung der Bürgerheimkommission vom 4.
März 1976.
% GAS Gemeinderatsprotokoll 31. Januar 1942: Tuberkulosefürsorge wegen Zimmer im Bürgerheim.
¥7 GAS Gemeinderatsprotokoll 28. November 1942: Unterbringung Tuberkuloser im Biirgerheim.
8 GAS Gemeinderatsprotokoll 7. Februar 1942: Aufnahme Tuberkuloser im Biirgerheim. In diesem Sinne
wurden auch die Kosten fiir den Umbau des Erdgeschosses eines an Tuberkulose erkrankten getragen, damit dieser
von der Familie abgesondert werden konnte. Dies war nötig, da dieser nicht mehr in eine Heilstätte verbracht
werden konnte, die Einwilligung basiert auf der Bedürftigkeit und Gefährdung der Familie. GAS
Gemeinderatsprotokoll 6. September 1941: Antrag Tuberkulosekommission. Weiters sollten die angefallenen
Ausgaben für die an Tuberkulose erkrankten, nicht unter deren Namen in der Gemeinderechnung aufgeführt
werden, sondern als ein gesamter Rechnungspunkt verbucht werden.
%9 GAS Gemeinderatsprotokoll 18. Oktober 1941: Tuberkulosefürsorge.
50 Hier wurde das Zimmer nach dem Aufenthalt eines Tuberkulosekranken nicht fachgerecht gereinigt. Siche:
Wahrnehmung der Aufsichtspflicht. Kap. 5.8.5.
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