werden würde und die Gemeinde die Unterstützung diesem ungeachtet fortsetzen müsste.“??°
In dem Bemühen, die Unterstützungsausgaben gering zu halten??”, versuchte man sich auch in
Familienzusammenführung. So sollte bei einem Paar, welches sich aufgrund von Streitereien
getrennt hatte und Unterstützung durch die Gemeinde erhielt, „versucht werden, die Familie
a”
wieder in einen Haushalt zusammenzubringen.“ ?® Im Falle, dass der Mann nicht für den
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Unterhalt sorgen könne, „so könnte er in eine Besserungsanstalt verbracht werden.
a”
4.5.3 Unterstützung an andere Gemeinden & Abbrändler
Unterstützungsbedürftige aus anderen Gemeinden durften insbesondere nach
Naturkatastrophen oder nach Brandunglücken ebenfalls mit der Solidarität der Gemeinde
Schaan rechnen.” In diesen Fällen wurden den sogenannten „Abbrändlern“ „Hilfsgaben“ aus
der Gemeindekassa bewilligt oder auch der Hausbettel genehmigt.>*! Abbrindler der eigenen
Gemeinde wurden insofern unterstützt, als ihnen Holz aus den Gemeindewaldungen zu guten
Konditionen verkauft wurde. >>> Je mehr sich das 20. Jahrhundert näherte, desto
unwillkommener wurde der Bettel und so untersagte man diesen meist und gab stattdessen aus
der Gemeindekassa **> — damit verschwand der direkte Kontakt mit der Armut aus der
Offentlichkeit.
Immer wurde auch die jeweilige Lage im eigenen Dorf berücksichtigt. So wurde von einer
allgemeinen Sammlung für „Brandgeschädigte in Vaduz Abstand genommen“?**, da Schaan
selbst einen Hagelschlag erlitten hatte. Anstatt die Bevölkerung durch eine allgemeine
226 GAS Gemeinderatsprotokoll 14. Juni 1866. Hierbei handelt es sich um eine Erbschaft, der betroffene hat bereits
ein Schuldenkonto bei der Gemeinde, welches sich durch mehrere Doktorrechnungen akkumulierte.
227 Auch um weitere Unterstützungsbedürftige zu vermeiden, griff der Ortsvorsteher ein, wie folgendes Beispiel
zeigt: Als eine Gruppe herumziehender Schauspieler in Schaan Halt machte, nahm der Ortsvorsteher die in der
Gemeinde ausgehängten Programme von den Wänden, weil er die im Programm stehende Aufführung „als eine
nicht erbauliche“ ansah. Sein Bestreben war es, „unnöthige Ausgaben von leichtsinnigen Menschen
[Einwohner innen Schaans], die sich auf solche Weise schon zu wiederholten Malen in bedeutenden Betrage
sammelten, besonders in dieser Geld und Verdienstlosen Zeit möglichst zu verhindern.“ ”’ Künftig hatten
Schauspielgruppen bei der Gemeinde für ihre Aufführungen eine Bewilligung einzuholen. LI LA RE 1878/1246
Schaan, Ortsvorstehung —- Beschwerde wegen der herumziehenden Schauspieler.
228 GAS Gemeinderatsprotokoll 8. Dezember 1939.
229 GAS Gemeinderatsprotokoll 8. Dezember 1939. Die Zusammenführung ist geglückt: GAS
Gemeinderatsprotokoll 25. Juli 1940.
230 Manchmal waren des andern Leid auch Impulsgeber für Beschlüsse des Gemeinderates: „Beschlossen wurde
für die Brandbeschädigten in Triesen Liebesgaben zu sammeln und die Pfarrkirche höher zu versichern.“ GAS
Gemeinderatsprotokoll 9. März 1901.
231 GAS Gemeinderatsprotokoll 16. Dezember 1883.
232 GAS Gemeinderatsprotokoll 24. März 1889.
233 GAS Gemeinderatsprotokoll 19. Februar 1895 und 6. Juni 1895.
24 GAS Gemeinderatsprotokoll 2. November 1907.
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