Volltext: Das Schaaner Armenhaus

Und ich weiß noch: sie haben dann auch zum Teil Bekannte da oben gehabt, die mit ihnen ein 
bestimmtes Verhältnis gehabt haben, mit Besuch und Gegenbesuch usw. aus der Nachbarschaft, 
was man so allgemein als Villenviertel bezeichnet. Da sind ja einige davon Ausländer, also 
Ausländer: Deutsche, Österreicher usw., die dann hier ihren Wohnsitz genommen und gebaut 
haben, je nach dem. Aber kurz vor und während dem Krieg ist es auch diesen nicht gut 
gegangen, sie haben oft kein Geld mehr gehabt oder nur sehr wenig und da hat es — du kennst 
es sicher von der Geschichte her — die Lebensmittelmarken gegeben. Es waren Ehepaare dabei, 
kinderlose, mir fallt jetzt nur ein kinderloses Ehepaar ein, und kinderlose Ehepaare sind fast am 
schlechtesten gestellt gewesen, was die Lebensmittelmarken anbelangt — die haben recht 
schmal durchmiissen. Wenn man von der Landwirtschaft gelebt hat, so wie wir — wir haben nie 
Not gehabt. Hunger habe ich meine Lebzeit keinen gehabt, auch als Kind nicht. Wir haben 
immer Milchprodukte und Fleischprodukte gehabt, Gemiise selbstverstandlich auch. Und ich 
weiß, dass meine Eltern, speziell meine Mutter, immer wieder das eine oder andere abgegeben 
haben und sie waren auch immer sehr dankbar dafür. Und mit diesen Leuten hat man bis ins 
hohe Alter Kontakt gehabt. 
Mit den Bewohnern oder Nachbarn? 
M: Mit den Nachbarn. Die Bewohner sind diesbezüglich, also was Essen und Trinken 
anbelangt, sind diese nie kurzgehalten worden, man hat ja immer genug gehabt oben. 
Herzlichen Dank für das Gespräch. 
[Beim Hinausgehen zeigt mir Martin noch eine Wanduhr, die das einzige erhaltene Relikt 
seiner Zeit im Biirgerheim ist und die bei ihm — nach einer Generaliiberholung — tickend im 
Esszimmer ihre Dienste tut.] 
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