Volltext: Vom Handschuh zur Emanzipation von Frau und Mann

rechten Arm und an der rechten Hand, nicht jedoch an der linken, wurde 
der König mit dem Ornat eingekleidet, wozu auch die Handschuhe 
gehörten. 
In Frankreich wurden dem König anlässlich der Krönung die 
Handschuhe mit den gleichen liturgischen Formen wie bei der 
Bischofsweihe überreicht. Im Gegensatz zu Deutschland treten in 
Frankreich die Handschuhe sogar investierend (amtseinsetzend) auf, 
wenngleich es in Frankreich kein traditionell gebrauchtes 
Handschuhpaar wie im deutschen Königtum gab, da die Handschuhe 
hier zusammen mit dem Hemd nach der Krönung, des Salböls wegen, 
verbrannt wurden. (Vgl.: Schwineköper Berent, Handschuh, 1981/1938, 
S. 46-47.) Dies wurde von Berent Schwineköper in seiner Dissertation 
von 1938 untersucht, die 1981 neu aufgelegt wurde. 
  
Mit_der rechten behandschuhten Hand hielt der König das Zepter, in der 
linken den Reichsapfel. Nach dem Umhängen des Krönungsmantels 
setzten die drei geistlichen Kurfürsten dem König die Reichskrone auf 
das Haupt. 
  
  
Die in der Wiener Weltlichen Schatzkammer befindlichen 
Königshandschuhe gehörten einst zum Ornat der Normannenkönige und 
wurden vor 1220 in Palermo hergestellt. Bereits das erste Bildinventar 
der Reichsheiligtümer, ein Holzschnitt, um 1450, zeigt das königliche 
Handschuhpaar. Die Handschuhe gehörten bis zum Ende des Hl. Röm. 
Reiches (1806) zum Krönungsornat. 
  
Auch das englische Krönungszeremoniell kannte Handschuhe. Hier gab 
es ab Ende des 14. Jh.s neben den Prunkhandschuhen sogar 
Leinenhandschuhe, des Salbóls wegen, in Anlehnung an das 
französische | Zeremoniell. Als Insigne galt jedoch weiterhin der 
Prunkhandschuh. Meist trug der englische Kónig nur den rechten 
Prunkhandschuh, da er in seiner Rechten das Zepter hielt. (Vgl.: Ebd., S. 
50.) 
  
Insignien kónnen ihre Tráger vertreten. So konnte auch der Handschuh 
des Königs die Person des Königs rechtlich vertreten. Und wie wir später 
sehen werden, konnte auch der Handschuh des Hausvaters den 
Hausvater vertreten. Der Handschuh des Königs war dessen Vertreter, 
wenn es darum ging, einen Königsbann auf eine Stätte zu legen, um 
diese unter den besonderen königlichen Schutz zu stellen. Auch wurde 
ein königlicher Handschuh genommen, wenn die mit Ächtung belegten 
Güter eingezogen wurden. Mittelalterlich denkenden Menschen bereitete 
es keine Schwierigkeit, den König an zwei verschiedenen Orten 
 
	        

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