Das Werden eines Museums
musste sie mit sehr bescheidenen finanziellen Mitteln auskommen. Ihren
Wirkungsort erhielt sie in den Räumen des Engländerbaus im Zentrum
von Vaduz.
Die gesetzlichen Grundlagen formulierten kaum Vorgaben für die
inhaltliche Ausrichtung der Sammlung. Einzig der wolkige Auftrag, «alte
und neue Werke der bildenden Kunst» zu erwerben, findet sich in den
Statuten. So konnte Georg Malin das inhaltliche Profil definieren. 1969
eröffnete er die erste Ausstellung der Liechtensteinischen Staatlichen
Kunstsammlung, in der sowohl die Schenkung des Grafen von Bendern
(ergänzt durch Leihgaben alter Meister aus weiteren Privatsammlungen
in Liechtenstein) als auch die ersten Erwerbungen ausgestellt wurden.!°
Malin nutzte diese Gelegenheit, um erste programmatische Pflöcke ein-
zuschlagen und sie mit den ersten Ankäufen zu belegen. In seiner Einfüh-
rung zur begleitenden Publikation definierte er für die Sammlung zwei
Abteilungen: eine «historische» und eine «moderne». Erstere sollte aus
der Schenkung des Grafen von Bendern sowie künftigen einzelnen Zu-
käufen im Bereich des 16. bis 18. Jahrhunderts bestehen. Für letztere
führte er aus:
«Die moderne Abteilung mit Graphiken und Zeichnungen aus dem
20. Jahrhundert ist noch kein Jahr alt. (...) Dabei bemühte sich die
Kommission, in kurzer Frist einen Bestand von Blättern zu kaufen,
welche zusammen einen gerafften (naturgemäss vorderhand noch
lückenhaften) Überblick zur Kunst des 20. Jahrhunderts geben. Es
wurde auch bedacht, dass der Standort der Sammlung zwischen
Österreich und der Schweiz in der Wahl der Käufe ebenfalls zum
Ausdruck kommen sollte. (...) Vor allem kaufte die Staatliche
Sammlung Blätter von allgemein bekannten Künstlern (...). Auch
die neuesten Strömungen der amerikanischen und englischen Rich-
tungen wurden in einigen Ankäufen berücksichtigt. (...) Das älteste
Blatt stammt von Francisco Goya <Le Garott&. Die Radierung
steht für den Anfang der modernen Graphik schlechthin.»""
10 «Liechtensteinische Staatliche Kunstsammlung. Malerei des 16. und 17. Jahrhun-
derts. Graphik des 20. Jahrhunderts»; sie war vom 10. Juli 1969, mit einer Unter-
brechung, bis 24. Mai 1971 zu sehen.
11 Georg Malin, Die Liechtensteinische Staatliche Kunstsammlung, in: Liechtensteini-
sche Staatliche Kunstsammlung (Hrsg.), Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts, Gra-
phik des 20. Jahrhunderts, Vaduz, Eigenverlag, 1969, S. 11.
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