Volltext: Wer Bescheid weiss, ist bescheiden

Günther Boss 
tinischen Geist. Während des Theologiestudiums durfte ich mehrmals 
einige Wochen in der Gemeinschaft von Disentis verbringen. Als Gast 
des Klosters erlebte ich das, was heute unter dem Label «Kloster auf 
Zeit» bekannt und geschätzt ist. So sind diese Zeilen hier durchaus per- 
sönlich und narrativ gefärbt — aber doch so, dass sie auch allgemeingül- 
tige Impulse des benediktinischen Lebenskonzepts freilegen sollen. 
Übrigens bietet auch das Kloster Disentis gegenwärtig «Kloster auf 
Zeit» an. Auf der ansprechend gestalteten Website finden sich entspre- 
chende Informationen sowie viele weitere Einblicke in die Geschichte 
und Gegenwart der Abtei (www.kloster-disentis.ch). Sicherlich bestehen 
auch vergleichbare Angebote für Frauen in den verschiedenen Gemein- 
schaften der Benediktinerinnen. 
Benediktiner — Franziskaner — Jesuiten 
Zugang zum Kloster Disentis eröffnete mir vor allem Pater Dr. Bruno 
Rieder OSB, ein Neffe des langjährigen Maurer Pfarrers Markus Rieder. 
«OSB» steht für das lateinische Ordo Sancti Benedicti, also Orden des 
heiligen Benedikt. Kennengelernt haben wir uns 1992/93 in München, 
an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten. Die Jesuiten und deren 
Gründer Ignatius von Loyola — das wäre wieder ein anderes Thema, ein 
weites Feld. Während die Wurzeln der Benediktiner bis in die Antike 
und bis zu den frühen Wüstenvätern zurückreichen, sind die Jesuiten der 
klassische Orden der Neuzeit, gegründet im 16. Jahrhundert. Mit Papst 
Franziskus haben wir ja seit 2013 den ersten Jesuiten auf dem Stuhl Petri. 
Viele Theologen sind davon überzeugt, dass die Erneuerung der 
Kirche auch heute, wie so oft in der Kirchengeschichte, aus den Ordens- 
gemeinschaften und ihren bewährten Spiritualitätstormen kommen 
wird. Auch hierfür ist Papst Franziskus ein sprechender Beweis. Er 
rückt das Jesuitische allerdings bewusst nicht explizit in den Vorder- 
grund — wohl um kein Misstrauen oder keine Missgunst bei anderen 
Ordenstraditionen zu wecken. Bei genauerem Hinsehen wird man je- 
denfalls starke ignatianische Impulse bei Papst Franziskus finden kön- 
nen — ignatianische Impulse, die er mit Anleihen etwa in der franziska- 
nischen Tradition bereichert. Die Franziskaner liegen geistesgeschicht- 
lich zwischen den Benediktinern und den Jesuiten; sie haben ihre 
Wurzeln in der Armutsbewegung des 13. Jahrhunderts. Mit dem Namen 
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