Zur Matura ins Ausland
Image wehren, das auf ein Abdrängen in den Sonderschulstatus hinaus-
läuft. Schulische Probleme an staatlichen Schulen — seien sie nun leis-
tungsbezogener oder erzieherischer Natur — führen heute häufig dazu,
dass Eltern ihre Kinder in eine (katholische) Privatschule mit ange-
schlossenem Internat schicken.”
4. Zur Matura ins Ausland
Vom heute häufig heraufbeschworenen Ruf vieler konfessionell gepräg-
ter Schulen als Sonderschulen konnte im 19. Jahrhundert und in der ers-
ten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch keine Rede sein. Durch das Fehlen
einer gymnasialen Ausbildungsanstalt auf liechtensteinischem Boden bis
in die 1930er-Jahre kam den österreichischen und schweizerischen Inter-
natsschulen ein hoher Stellenwert zu. Liechtensteiner Buben, die die
Matura erlangen wollten, mussten vor 1937 zwingend ins Ausland. Die
liechtensteinischen Mädchen mussten dies auch, mit dem Unterschied,
dass dieser Zustand bei ihnen noch einige Jahrzehnte länger andauerte.
Dass die Eltern für ihren Nachwuchs meist eine katholische Internats-
schule auswählten, lag im katholisch-konservativ geprägten Liechten-
stein auf der Hand. Aber auch nach der Gründung des Collegium Maria-
num (späteres Liechtensteinisches Gymnasium) behielten die auswärti-
gen gymnasialen Internatsschulen und Lehrerseminare ihre Wichtigkeit.
Ihre Bedeutung für die Ausbildung des (männlichen) liechtensteinischen
Nachwuchses verloren sie erst ab den 1960er-Jahren. Die beginnende
Säkularisierung und eine gleichzeitig stattfindende Demokratisierung
der Bildungslandschaft vor dem Hintergrund, dass die Erlangung der
Matura nun auch in Liechtenstein selbst möglich war, führte zu einem
generellen Rückgang an Schülern, nicht nur aus Liechtenstein.
Das Kollegium Maria Hilf in Schwyz - im Jahr 1856 als «Lehran-
stalt für Knaben mit Internat» gegründet” — war beispielsweise eines
25 Santini-Amgarten, Katholische Schulen im Spannungsfeld, S. 54.
26 Die Kantonsschule Kollegium Schwyz (ehemals Kollegium Maria Hilf) nennt auf
ihrer Website das Gründungsjahr 1856, während bei Graham Martin das Jahr 1858
genannt wird. Siehe Martin, Bildungswesen Liechtenstein, S. 141, und www.kks.ch/
kantonsschule/geschichte-der-schule/geschichte (2. Mai 2016).
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