Rote Listen — Rote Fäden im Natur- und Umweltschutz
— Im unteren Saminatal wird seit dem Europäischen Naturschutzjahr
1970 eine Grossreservation vorgeschlagen. Das Anliegen bleibt
immer noch pendent und könnte heute als Wildnisgebiet eine neue
international anerkannte Widmung erfahren. Derzeit wird eine
grenzüberschreitende Naturmonografie über diese Gebietseinheit
bis zum Vorarlberger Galinatal erstellt.
— Der kürzlich ausgeführte Ausbau des Wasserkraftwerkes im Steg
verblieb gemäss Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung
1999 unterhalb der Grössenordnung für eine Prüfpflicht. Man
übernahm hier Daten grösserer Staaten. Die in den umgebenden
Staaten geltenden Restwasserbestimmungen wurden hingegen
massiv unterschritten.
Ein stummer Frühling auch bei uns
Die Veröffentlichung von «Stummer Frühling» der US-Zoologin Rachel
Carson im Jahre 1962 war ein weltweites Signal mit Hinweisen auf mas-
sive Veränderungen in unserer Natur. Carson zeigte die Auswirkungen
des rigorosen Pestizideinsatzes, was schliesslich trotz massiver Anfein-
dungen zur weltweiten Ächtung des Insektizids DDT führte. Neben den
Pestiziden ist es ein Zuviel an Stickstoff, welches unsere Natur seither
verstummen lässt. Alle Lebewesen brauchen Stickstoff. Lange Zeit steu-
erten natürliche Prozesse die Verfügbarkeit von Stickstoffverbindungen.
Biologisch aktiver Stickstoff entsteht mittlerweile im industriellen Mass-
stab unbeabsichtigt bei Verbrennungsmotoren und vor allem in der
Landwirtschaft. Eine Verzehnfachung der freigesetzten Mengen in den
letzten 100 Jahren führte zu massiven Störungen des Stickstoffkreislau-
fes. Diese Mengen beeinträchtigen die Gesundheit, das Klima, die
Gewässer, die Biodiversität. Der grösste Handlungsbedarf besteht in der
Landwirtschaft. Der Stickstoff ist mit einer zu intensiven Tierhaltung
verbunden. Die Tierhaltung ist in unseren Breiten doppelt so hoch wie
umweltverträglich. Der Stickstoff stammt also von zu vielen Nutztieren,
aber auch aus den Säcken der Futtermittelimporte und der Kunstdünger.
Ein grosser Teil davon entweicht in Form von Ammoniak in die Atmo-
sphäre und damit flächendeckend in unsere Lebensräume.
Auf den ersten Blick sieht man verschiedenenorts noch liebliche
Landstriche. Es herrscht aber neben allfälliger Strukturvielfalt mit
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