Volltext: Wer Bescheid weiss, ist bescheiden

Georg Malin - «In erster Linie bin ich Bildhauer ‚..>» 
Auch Max Ernst war eine Inspiration in den Anfangsjahren. Der bogen- 
förmig nach oben geöffnete Kopfschmuck der überlebensgrossen Aus- 
senplastik «Mann» (1959/62) aus Stahl besitzt verwandtschaftliche Nähe 
zum «König» von Ernsts Figurengruppe «Capricorn» (1948). Dass 
Malin den «Mann» aus Blöcken konstruiert hat, verbindet ihn in beson- 
derem Masse mit Fritz Wotrubas Bildhauerei und Architektur. Auch 
Eduardo Chillidas plastisches Werk war ein früher Referenzpunkt für 
Malin. Das Werk von Hans Josephsohn wird er ebenso gekannt haben. 
Allen eignet die Affinität zur gebauten Plastik. Der Block in zahlreichen 
Variationen wird auch zum Schlüsselelement von Malins Plastik. 
Seine frühe Aussenplastik «Blume» (1960/61) - wie der «Mann» 
baut sie sich aus einzelnen, aus Stahlblech geschweissten Bausteinen auf 
— präsentiert sich innovativ im spannenden Widerspruch von Material 
und Erscheinung. Füllige, wie unter Druck stehende, an den kurzen Sei- 
ten miteinander verbundene Blöcke, deren Schweissnähte deutlich sicht- 
bar bleiben, sind zu einer schematisiert einfachen Blume aus Stahlblech 
addiert. Sie hinterlassen den täuschenden Eindruck, aus erdigem Mate- 
rial wie Ton oder Lehm schnell, weil ungenau, herausgeschnitten zu sein. 
Stahl konnotiert Erde. 
Vergleichbares trifft auf die Aussenplastik «Totenvogel» (1960) zu, 
ein surreales, dreibeiniges Mischwesen aus Pflanze, Mensch und Vogel, 
das sich ebenfalls aus einzelnen Stahlblechblöcken zusammensetzt. 
Masse, Block und Abstraktion 
Malins Formfindungsprozess, die stilistische Ausrichtung seiner Plastik 
klärt sich während der ersten Hälfte der 1960er-Jahre. Vor allem über die 
in «Totenvogel» und «Blume» angelegte plastische Erfahrung entwickelt 
sich der Aufbau seiner Arbeiten: Die Form des Blocks als Strukturele- 
ment befindet sich nun im Zentrum seiner Bildhauerei und Plastik. 
Mit der kleinen Bronze «Tier» von 1964 unterteilt er einen massi- 
ven Block in zwei Partien, einen grösseren und einen kleineren Teil. Der 
Verlauf der Kanten orientiert sich an natürlichen Formationen. Der Titel 
verweist auf das Tierhafte der Plastik, die formalen Einheiten sind jedoch 
weniger eindeutig als der Titel suggeriert, das heisst formal abstrakt und 
komprimiert. Es geht hier primär um die Organisation von zwei unter- 
schiedlich grossen, miteinander verbundenen Masseblöcken ohne Bin- 
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