Dagmar Streckel
gensätzlichen Enden aufeinander zu und zugleich voneinander weg. Das
spitz-kantige, eckig-bedrohlich wirkende Ende greift an und weicht glei-
chermassen zurück. Das Gegenüber, elegant geschwungen und organisch
kugelig endend, weicht im unteren Teil zurück, während es im oberen Teil
die Nähe des Gegenübers zu suchen scheint. Hier treffen inhaltlich zwei
abstrakt-konträre Begrifflichkeiten aufeinander. Formal betrachtet, stos-
sen geometrische auf organische Formen. Die Qualität ihres Verhältnisses
variiert je nach Blickrichtung, was der tatsächlichen Komplexität polarer
Zuordnungen gleichkommt. «Spannung» ist die plastische Verbildli-
chung von nicht eindeutig aufeinander beziehbaren energetischen Gegen-
sätzen, deren Qualität je nach Standort eine andere Form annimmt.
Mit den gegenständlichen Bronzeplastiken «Gedeckter Tisch»
(1959/70) und «Darreichung von Früchten» (1959/80) auf jeweils kräfti-
gen Sockeln, die als Tische dienen und so Teil der Plastiken sind, lässt
sich formal wie inhaltlich auf Malins Ausstattungen sakraler Räume
schon zu dieser Zeit verweisen.”
7 Auf Georg Malins zahlreiche Ausstattungen von Sakralräumen seit 1954 wird im
Folgenden nicht weiter eingegangen. Dies wäre Stoff genug für eine gesonderte Un-
tersuchung.
Mann, 1959/62 | Blume, 1960/61