Dagmar Streckel
Der Künstler
In erster Linie ist er Bildhauer. Annähernd zeitgleich mit seinem Enga-
gement in der liechtensteinischen Öffentlichkeit hat Malin das Herstel-
len von Kunst begonnen. Herstellen und Handeln — im Sinne von
Arendt - bewegen und entwickeln sich bei ihm seit der ersten Hälfte der
1950er-Jahre gleichwertig und parallel. Seine Neigung zum Handwerk
hat er bereits als Kind entdeckt.* Als Künstler tätig sein zu können, ist
für Malin der Aspekt seines Lebens, der ihm besonders nahe ist.
Die Anfänge
Entsprechend Malins Feststellung, es gebe unbestreitbar für jeden
geschichtlichen Zeitraum Charakteristika, sehr spezifische Eigenheiten,
die bewusst oder unbewusst Individuen und Gesellschaft wenn nicht
prägen, so doch stark beeinflussen”, haben ihn auch andere Künstler
beeinflusst. Er hat die Plastiker und Bildhauer der Klassischen Moderne,
aber auch die seiner eigenen Zeit geschätzt und rezipiert. Sie haben ihn
beeinflusst, sind eine Inspiration für ihn gewesen: Constantin Brancusi
(1876-1957), Max Ernst (1891-1976), Henry Moore (1898-1986), Fritz
Wotruba (1907-1975), Eduardo Chillida (1924-2002), Max Bill (1908—-
1994) und Hans Josephsohn (1920-2012).
Brancusi war eine frühe Inspiration. In Malins Relief von 1954,
ohne Titel, einer polierten Bronze, äussert sie sich in formaler Hinsicht.
Organisch, elegant und hoch glänzend lässt Malin abstrakt-dekorative
Formen ineinanderfliessen. Das zeitgleich entstandene «Fabelwesen»
(1954/55), gehauen aus einem Block aus dunklem Balzner Marmor, weist
in dieselbe Richtung.
Malins grosser «Atomkopf» (1955/56), den er aus demselben Balz-
ner Marmor gehauen hat, hat sich im weiteren Sinne, wie die Moderne
seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, an primitiver afrıkani-
scher Plastik orientiert. Titel und Ausdruck des maskenhaften Gesichts
nehmen allerdings Bezug auf ein zeitgeschichtliches, um die Mitte der
4 Wie Anm. 3.
5 Wie Anm. 1.
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