Klaus Biedermann / Guido Wolfinger
als konservativ denkender Mann positioniert, wohl der Bürgerpartei
näherstehend als der zwischen 1922 und 1928 regierenden Christlich-
sozialen Volkspartei.
Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man von einer Auf-
arbeitung und Darstellung der «neuesten Geschichte» lange Zeit nichts
mehr wissen. Die Zeit des Nationalsozialismus — der auch in Teilen der
liechtensteinischen Bevölkerung seine Anhänger gefunden hatte — war
noch bis in die frühen 1980er-Jahre tabu. Im Interesse des inneren Frie-
dens wollte man die jüngere Zeitgeschichte während mehrerer Jahr-
zehnte nicht aufarbeiten, und dies vor allem in der Absicht, ein erneutes
Aufreissen von kaum verheilten Wunden in der Gesellschaft möglichst
zu vermeiden.
Quellen- und Grundlagenforschung für Liechtenstein
Die ersten Vereinsstatuten von 1901 forderten, dass in den Jahrbüchern
ebenfalls eine «thunlichst vollständige Sammlung aller noch vorhande-
nen, unser Land und unsere Gemeinden betreffenden Urkunden von
den ältesten Zeiten an» ($ 2) enthalten sein sollte. Der Geistliche Johann
Baptist Büchel, neben Albert Schädler die treibende Kraft bei der Ver-
einsgründung von 1901, sammelte und publizierte zahlreiche Quellen-
texte — zum Teil in zusammengefasster Form als Regesten. Dabei er-
kannte er den besonderen Wert dieser Urkunden und betonte die Wich-
tigkeit einer sicheren Aufbewahrung dieses wertvollen Schrift- und
Kulturguts. Die umfangreichste Arbeit von Johann Baptist Büchel im
Jahrbuch stellte jedoch die 1902 veröffentlichte «Geschichte der Pfarrei
Triesen» dar. Es war die erste umfassende und fundierte Ortsgeschichte
unseres Landes. Büchel folgte dem 1922 verstorbenen Albert Schädler
als zweiter Vereinsvorsitzender.
Als Büchels Hauptwerk gilt die umstrittene Überarbeitung und
Erweiterung von Peter Kaisers «Geschichte des Fürstenthums Liechten-
stein», welche vom Historischen Verein 1923 neu veröffentlicht wurde.
Johann Baptist Büchel machte sich dennoch damit verdient, da er mit
dieser bearbeiteten Neuauflage das Werk Peter Kaisers wieder in Erin-
nerung rief und für nachfolgende Generationen bekannt machte. Das
Buch erschien in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Der Historische
Verein widmete das Werk dem Landesfürsten Johann II.
212