Volltext: Wer Bescheid weiss, ist bescheiden

Dagmar Streckel 
beinahe schon überzeitlich anmutenden Institution, die um 700 n. Chr. 
gegründet worden war, hat mit ihrer Aura grosser Dauerhaftigkeit und 
überzeitlicher Ordnung den Sinn des jungen Malin für grosse Zeitläufe 
und für Geschichte geschärft. In diesem Umfeld hat er 1947 die Matura 
abgelegt. 
Bis heute betont das Kloster — in der öffentlichen Selbstdarstellung 
des Internats —, dass es nicht nur Wert auf die Vermittlung von Wissen, 
sondern ebenso Wert auf die Ausbildung der Persönlichkeit der Lernen- 
den legt. Gebet, Lektüre und das Tätig-Sein bilden den Kern der bene- 
diktinischen Ordensregel, die bald 1500 Jahre zählt und deren Ziel es ist, 
Gemeinschaft zu stiften und zu stärken. Das dortige Leben, das nach der 
Massgabe des «ora, lege et labora» geregelt war, hat bei Malin nachhal- 
tige Spuren hinterlassen und Wege vorgezeichnet: Ein aktives Leben in 
Beständigkeit, Reflexion und Selbstdisziplin scheinen in seinem unge- 
wöhnlichen, ungebrochenen Engagement für die Gemeinschaft seines 
Landes weiter gewirkt zu haben. Im konkreten Fall geht Malins Blick 
immer auch über die Grenzen seines Landes hinaus. Als Historiker 
weiss er, ın verschiedene Richtungen gleichzeitig zu sehen, und ist, 
diplomatisch denkend, an der Vernetzung mit dem ausserhalb Liegenden 
interessiert. 
Vita activa — Worte und Taten 
Das christlich-mönchische Ideal eines tätigen Lebens im Dienst am 
Nächsten und an der Gemeinschaft, das seinem Ursprung nach auf das 
wesentlich ältere Gebot der Thora des Judentums (auch: 3. Buch Mose 
19,18) zurückgeht, bildet auch den ethischen Hintergrund von Hannah 
Arendts politisch-philosophischem Hauptwerk «Vita activa oder vom 
tätigen Leben», das 1960 in deutscher Sprache erschien.“ Sie definiert Tä- 
tig-Sein neu und entwickelt es als säkulares Ideal. Das Private als das 
Nicht-Politische zieht sie hierbei nicht in Betracht. Arendt unterscheidet 
  
2 Hannah Arendt. Vita activa oder vom tätigen Leben, München 1996 (8. Auflage), in 
der deutschen Übersetzung erstmals 1960, auch vor dem Hintergrund der nur we- 
nige Jahre zurückliegenden Nazidiktatur in Deutschland, erschienen. Original: The 
human condition, New York 1958. 
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