Verlag der Liechtensteinischen Akademischen Gesellschaft
sen sei. Die Texte zum Konzept des PUNKT zeugen von scharfsinniger
und amüsanter Wortwahl, die zum Nachdenken anregt, da sich dahinter
meist ein Sinn verbirgt, der sich erst bei genauerer Betrachtung offen-
bart. So steht beispielsweise im «Punktprogramm in einzelnen Pro-
grammpunkten (Manifest eines <Pointilisterp)», wo das Wesen des
Punkts bzw. PUNKTS in Einzelpunkten ausgeleuchtet wird: «Der
Punkt ist notwendig für Liechtenstein, zweimal: Vorne, damit ein Licht
aufgeht[;] hinten, damit der Stein ins Rollen kommt.» Sogar einige zwei-
bis dreiseitige, maschinengeschriebene Entwürfe für Artikel wurden
verfasst, darunter die Titel: «Juden, Diskrimination und Liechtenstein»,
«Die staatliche Nachwuchsförderung vor neuen Aufgaben», «Patriotis-
mus —- frag-würdig». Die Manuskripte lassen erkennen, wie intensiv in
gegenseitigem Austausch am Wortlaut gearbeitet und wiederholt korri-
giert wurde.
Leider kam es schliesslich nicht zur Realisierung der Zeitschrift
PUNKT und die erste Ausgabe wurde nie gedruckt. Doch aufs Ganze
gesehen handelte es sich um ein erfolgreiches Nicht-Zustandekommen.
Denn trotzdem erreichte der PUNKT das ideelle Ziel, das er sich vorge-
nommen hatte: Er bot für eine gewisse Zeit Anlass und Möglichkeit, um
junge, kritische Akademiker zur Diskussion zusammenzuführen und sie
zur Niederschrift ihrer Gedanken zu akuten liechtensteinischen Fragen
zu bewegen.” Diese Handreichung nutzten die Angesprochenen denn
auch ebenso dankbar wie lebhaft.” Und möglicherweise — dies als
Hypothese —- wurden die aus dem Nicht-Zustandekommen gezogenen
Lehren ein Jahrzehnt später bei Gründung des VLAG verwertet. Viel-
leicht brachte ja jemand aus dem Umfeld des PUNKT, der sich zum Bei-
spiel später in der LAG engagierte oder der gar bei der Verlagsgründung
selbst mitwirkte, die gewonnenen Erfahrungen dabei ein. Folgende
Andeutung des ersten Verlagsleiters Gerard Batliner lässt zumindest auf-
horchen: «Einem frühen Vorhaben einer eigenen Zeitung oder Zeitschrift
(unter dem Namen «Der Punkt») folgend, erschien 1972 der erste Band
der <Politischen Schriftem [...]. Das war das Gründungsjahr des Verla-
ges.» Obwohl eine solche gerade Einflusslinie vom PUNKT hin zum
37 Vgl. Quaderer, S. 57.
38 Quaderer, S. 57.
39 Batliner, LAG, S. 11, Hervorhebung des Autors.
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