Emanuel Schädler
war ein Wagnis ungewissen Ausgangs.” Der VLAG vermochte sich
zwar, ein wachsendes Bedürfnis vorausahnend, zur richtigen Zeit auf die
richtige Art und Weise aus der bescheidenen Verlagslandschaft Liech-
tensteins heraus zu etablieren. Unter den Beteiligten dürfte damals aber
auch einige Skepsis geherrscht haben. Rund zehn Jahre zuvor war näm-
lich - indessen ohne jeglichen Zusammenhang zur LAG — ein ähnliches
Projekt, das um eine publizistische Tätigkeit in Liechtenstein bemüht
gewesen war, nicht über die Planungsphase hinaus gelangt: die Zeitschrift
PUNKT
In den Jahren 1963/1964 konkretisierten sich auf Initiative Robert
Allgäuers hin die Vorarbeiten an einer Zeitschrift unter dem Namen
«PUNKT», die als «Liechtensteinische Zeitschrift für Diskussion und
freie Meinungsbildung» geplant war. Wie sich aus einigen heute noch
verfügbaren Dokumenten entnehmen lässt,” war eine Auflage von
300 Stück im Umfang von etwa 30 Seiten beabsichtigt, die in loser Folge
erscheinen sollten. Als ehrenamtliche Herausgeberschaft und Redaktion
figurierte das Dreier-Team Robert Allgäuer, Gabriel Beck (+) und Nor-
bert Haas. Im Entwurf der Titelseite setzte sich der Schriftzug PUNKT
aus einzelnen Buchstaben der Worte «überParteilich», «Unabhängig»,
JuNg» , «aKademisch» und chrisTlich» zusammen, woraus das Leitbild
der Zeitschrift hervorgeht. Das geplante Vorwort der ersten Ausgabe
betonte, dass im Gegensatz zu den Tageszeitungen das — wiederholt so
bezeichnete — «Experiment» einer völlig unabhängigen Zeitschrift
gewagt werde, um dadurch zumindest teilweise eine «Lücke im Presse-
wesen» zu schliessen. Alle Inhalte seien als Diskussionsbeitrag aufzufas-
sen, wobei Meinung und Gegenmeinung gleichermassen aufgenommen
würden, damit daraus ein Dialog erwachse. Man stehe nicht nur vor der
Herausforderung, so das Vorwort weiter, versierte Autoren für die Mit-
arbeit zu gewinnen und druckwürdige Texte zu verfassen, sondern
ebenso die Finanzierung der Zeitschrift sicherzustellen, die konzeptge-
mäss zwangsläufig auf nicht-zweckgebundene Zuwendungen angewie-
33 —Büchel/Meier, Protokoll, S. 2.
34 Vgl. Haas, Fluchtpunkt, S. 42. Für wertvolle Auskünfte zum PUNKT danke ich
Herrn Norbert Haas.
35 Haas, Fluchtpunkt, S. 42; Quaderer, S. 57.
36 Für die Übergabe eines Konvoluts an Schriftstücken zum PUNKT sowie hilfreiche
Hinweise danke ich Herrn Robert Allgäuer.
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